Bahn-Führung auf Schrumpfkurs: Evelyn Palla plant radikale Verschlankung

Kaum drei Monate steht Evelyn Palla an der Spitze der Deutschen Bahn, da startet sie schon einen tieferen Schnitt ins Management als viele erwartet hätten – und das Top-Level ist dabei erst der Anfang.

vor 56 Minuten | 10 mal gelesen

Keine Schonzeit für die Bahn-Manager: Evelyn Palla, seit Kurzem Chefin des Konzerns, schickt sich an, die Leitungsebene ordentlich auszudünnen. Nach Unterlagen für den Aufsichtsrat, über die das „Handelsblatt“ berichtet, wird der Kreis der führenden Köpfe direkt unterhalb des Vorstands drastisch verkleinert – von bisher 43 auf nur noch 22 Posten. Auch für die sogenannten Konzernbeauftragten klingt das letzte Stündchen, alle fünf Positionen sollen weichen. Noch weiter geht der Plan beim Vorstand der Bahn-Töchter. Vier Vorstandsposten fallen weg: Bei DB Regio von sechs auf fünf Leute, bei DB Fernverkehr von fünf auf vier, bei der Infrastruktursparte DB Infrago bleibt noch ein Sextett übrig statt der bisherigen acht. Ziel der ganzen Aktion? Verantwortungen klar verteilen – mehr Entscheidungsfreiheit an die jeweiligen Geschäftsführer geben, dazu ein ordentlicher Praxis-Check in Sachen Wirtschaftlichkeit. Zentral gelenkte Programme will Palla abspecken, die Holding verkleinern. Sechs statt acht Top-Manager im Vorstand sind längst beschlossene Sache, einzelne Ressorts wie Infrastruktur und Technik gibt's bald gar nicht mehr. Startschuss für die meisten Umbauten ist spätestens Jahresanfang 2026, teils schon dieses Jahr.

Evelyn Palla setzt überraschend früh auf einen harten Umbau der Bahnführung: Ein radikaler Schnitt halbiert leitende Posten unterhalb des Vorstands und schafft gleich mehrere Top-Positionen ab. Die Neuausrichtung soll Entscheidungsprozesse straffen und mehr Eigenverantwortung in die Töchter geben – mit dem erklärten Ziel, die Bahn als Ganzes effizienter und weniger bürokratisch zu machen. Hintergrund ist nicht zuletzt der massive Druck durch steigende Kosten, Verspätungen und die Erwartung von Politik und Öffentlichkeit, die Bahn endlich wieder auf Kurs zu bringen. Zuletzt gab es von Gewerkschaften Kritik: Sie befürchten, dass der Sparkurs zu weniger Service und weiterem Frust auf Kundenseite führen könnte. Offen bleibt derzeit, wie genau das neue Management-Modell im Alltag wirken wird und ob die erhoffte Beschleunigung bei Projekten greift. In vergleichbaren Fällen – etwa bei Lufthansa oder VW – haben solche Umbauten meist heftige interne Debatten und nicht selten auch unbeabsichtigte Folgen ausgelöst.

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