Bankenverbände zweifeln an EZB als Treiberin des digitalen Euro

Die Einführung des digitalen Euro durch die Europäische Zentralbank ab 2029 ruft immer schärfere Kritik aus der Bankenlandschaft hervor. Besonders deutsche Bankvertreter hinterfragen, ob die EZB wirklich der richtige Akteur für diese digitale Innovation ist.

20.12.25 13:36 Uhr | 22 mal gelesen

Man könnte meinen, die Digitalisierung des europäischen Geldflusses sei für Banken ein Selbstläufer. Überraschenderweise ist das Gegenteil der Fall: Zwar sprechen sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken grundsätzlich für den digitalen Euro aus – aber das 'Wer' und 'Wie' sorgen für handfeste Skepsis. In Gesprächen mit der "Welt" machen Funktionäre wie Joachim Schmalzl (DSGV) und Tanja Müller-Ziegler (BVR) deutlich, dass sie der Zentralbank den Sprung zum kundenorientierten Zahlungsdienstleister schlicht und ergreifend nicht zutrauen. Ihnen fehle schlicht das Fingerspitzengefühl für Markt und Kundschaft. Die EZB entwickle – so der Vorwurf – technokratisch, aber an den Bedürfnissen der Nutzer vorbei. Was sie sich von Seiten der Banken wünschen? Weniger Zentralismus, mehr Einbindung erfahrener Marktteilnehmer, keine künstliche Trennung vom bestehenden Bankensystem. Für sie ist Zahlungsverkehr ein Gemeinschaftswerk, kein Sololauf der Bürokratie. Zudem, und das mag manchen überraschen, warnen die Banken vehement davor, dass mit dem digitalen Euro das Bargeld aufs Abstellgleis gerät. Ihr Selbstverständnis als Garanten für Bargeld, untermauert durch Filialen und Automaten, wollen sie nicht aufgeben – Stichwort Wahlfreiheit. Ziemlich ungeschickt finden sie übrigens auch, dass Kritiker des Projekts online (z.B. auf LinkedIn) gleich in die Ecke der Europa-Feinde gestellt werden. Die Debatte sollte offener und sachlicher geführt werden, meint Müller-Ziegler. Und ein letzter, aber nicht unbedeutender Einwand: Wie kann eine Institution gleichzeitig den Wettbewerb beaufsichtigen und selbst mitspielen? Ein ordnungspolitisches Eigentor, könnte man sagen. Die Banken kennen aus ihrer Sicht zwar keinen echten Bedarf für den digitalen Euro – außer, er bietet eine stabile Offline-Lösung für Notfälle. Ein bisschen ironisch: Am Ende bleibt offen, wofür das Ganze in der Praxis überhaupt gut sein soll.

Der digitale Euro, den die EZB ab 2029 auf den Markt bringen will, stößt bei deutschen Banken auf viel Zurückhaltung und teils offene Kritik. Hauptargumente der Bankenverbände sind fehlende Marktnähe, mangelnde Kundenerfahrung der EZB und ordnungspolitische Bedenken, denn die Zentralbank ist zugleich Regulierer und möglicher Wettbewerber. Gleichzeitig betonen sie, dass es beim Zahlungsverkehr traditionell um Kooperation zwischen den Marktteilnehmern geht und ein digitaler Euro nicht zu einem Rückgang des Bargelds führen dürfe. Diese Diskussion wird in europäischen Medien weitergeführt, wobei neben Fragen zu Datenschutz und technischer Umsetzung auch die potenziellen Implikationen für finanzielle Inklusion und die strategische Souveränität Europas mitgedacht werden. Zusätzlich ist zu beobachten, dass das Thema auch geopolitisch relevant ist, da insbesondere China und die USA mit eigenen Digitalwährungen voranschreiten; Europäische Akteure drängen darauf, den digitalen Euro sinnvoll in die bestehende Bankenlandschaft einzubetten und Innovationen zu fördern, ohne das Vertrauen der Konsumenten aufs Spiel zu setzen.

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