Bertrandt trotzt Herausforderungen: Umschwungskurs durch Effizienz, neue Märkte und Expansion

Ehningen – Beim Entwicklungsdienstleister Bertrandt ist auch das Geschäftsjahr 2024/2025 kein Spaziergang gewesen – Handelskonflikte, technischer Wandel und die schwächelnde deutsche Wirtschaft haben Spuren hinterlassen. Besonders die Abhängigkeit von der Automobilbranche und ihre plötzlichen Spar- und Umstrukturierungsmaßnahmen stellte den Konzern vor anhaltende Aufgaben. Doch mit einem klaren Fokus auf Effizienzsteigerung, neuem Kundenmix und weltweiter Präsenz stemmt sich das Unternehmen gegen den Gegenwind – und erkennt erste Lichtblicke.

18.12.25 09:00 Uhr | 16 mal gelesen

Voller Energie und Hoffnung begann Bertrandt das Geschäftsjahr 2024/2025, angetrieben vom Optimierungsprozess "Fit for Future" und einer prall gefüllten Pipeline an Projektangeboten. Ernüchterung folgte bald: Die erhoffte Rückkehr zu regelmäßigen und planbaren Auftragseingängen blieb größtenteils aus – zu volatil war das außenpolitische und wirtschaftliche Klima, zu unberechenbar die Handelsbeziehungen und Entwicklungen bei Schlüsselpartnern. Kurzfristig gestrichene Projekte, verschobene Produktionsstarts und weiträumige Einsparrunden begrenzten vieles, selbst dort wo zu Anfang vorsichtiger Optimismus geherrscht hatte. Wenig überraschend sackte die Gesamtleistung spürbar ab: Rund 18 Prozent weniger, das macht 978 Mio. Euro nach 1,187 Mrd. im Vorjahr. Ungeachtet dessen konnten die negativen Effekte durch das "Fit for Future"-Programm und konzernweit eingesparte Kosten zumindest auf der Ergebnisebene abgemildert werden. Das bereinigte EBIT bewegte sich mit -2 Mio. Euro knapp im Minusbereich – im Vorjahr fiel der Betrag um ein Vielfaches höher aus. Parallel wurde die Beschäftigtenzahl dem aktuellen Auftragsniveau angepasst und in erheblichem Umfang reduziert. Aber: Der Free Cashflow blieb positiv, und mit einer Eigenkapitalquote über 40 Prozent ist das Fundament stabiler als bei vielen Mitbewerbern. Was die Perspektive betrifft: Inmitten des Gegenwindes setzt Bertrandt auf das Prinzip der Streuung – neue Branchen, neue Standorte, und stetig wachsender internationale Fußabdruck. Bereits 2025 half das, namhafte Neukunden zu gewinnen, etwa Volvo Cars, sowie strategische Partnerschaften mit Branchenführern wie ZEISS. Besonders in den Bereichen Luft- und Raumfahrt und Verteidigung machte Bertrandt deutliche Sprünge bei den Wachstumsraten. Das Unternehmen bleibt seiner Linie treu: Umsichtige Konsolidierung und gleichzeitige Öffnung für neue Segmente als Antwort auf das sich wandelnde Marktumfeld. Mittelfristig will Bertrandt mit einer EBIT-Marge von sechs bis neun Prozent aus der Krise hervorgehen – sollte sich die Auftragslage wie prognostiziert normalisieren.

Bertrandt musste 2024/2025 massive Einschnitte hinnehmen – die Leistung brachte rund ein Fünftel weniger Umsatz, allerdings konnten die Defizite beim Gewinn durch ein rigoroses Straffungsprogramm und Portfolio-Anpassungen deutlich verringert werden. Internationale Projekte, Kundenneugewinne (u.a. Volvo, ZEISS), die Expansion in sicherheitsrelevante Sektoren sowie eine stabile Bilanz geben Anlass zur Hoffnung. Im kommenden Jahr rechnet das Unternehmen – falls die wirtschaftliche Lage sich entspannt – mit einer schrittweisen Erholung und sogar einem soliden Margenziel. Ergänzend dazu berichten diverse Medien, dass die Herausforderungen der Automobilzulieferer in Deutschland sich deutschlandweit zeigen: Gerade im Export, bei der Projektvergabe von OEMs und aufgrund geopolitischer Unsicherheiten müssen zahlreiche Entwicklungsdienstleister straffer kalkulieren und international wachsen. Experten sehen die Lage der Branche als ambivalent – mit klugen Strukturmaßnahmen und Mut zur Diversifikation halten Marktführer jedoch Kurs. Laut Handelsblatt und FAZ ist Bertrandt dabei nicht allein: Auch Unternehmen wie EDAG und Rheinmetall setzen auf Kostendisziplin und neue Geschäftsfelder, um den Transformationsprozess zu überstehen. Branchenanalysten prognostizieren für 2025/2026 weiterhin Unwägbarkeiten, jedoch auch punktuelle Erholungen, vor allem wenn politische Stabilität zurückkehrt und Innovationsanreize, etwa in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit und Technologie, stärker greifen.

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