Rentenrealität im Fokus: Rürup bremst Erwartungen an geplante Reformen

Bert Rürup, namhafter Rentenexperte und früher Vorsitzender der Wirtschaftsweisen, mahnt zur Nüchternheit, wenn es um die Möglichkeiten der neuen Rentenreform der Bundesregierung geht.

heute 08:42 Uhr | 17 mal gelesen

Ganz ehrlich: Man kann es drehen und wenden, wie man will – die optimale Ersetzung des bisherigen Lohnniveaus durch die gesetzliche Rente ist und bleibt wohl ein frommer Wunsch. Rürup bringt es auf den Punkt in der 'Süddeutschen Zeitung': Wer erwartet, im Alter weiterhin locker 70 oder 80 Prozent seines letzten Einkommens zu kassieren, unterschätzt schlicht die Wirklichkeit des Systems. Das hat, so Rürup, auch früher schon nicht funktioniert. Diese Ehrlichkeit ist selten. Gleichzeitig schaut er auf Kanzler Merz, der – kaum im Amt, schon gefordert – bei der Rentenreform liefern muss. Wenn Merz tatsächlich plant, ein weiteres Mal zur Wahl zu stehen, kommt er, laut Rürup, um 'handfeste Verbesserungen' beim Thema Rente nicht herum. Politik zum Anfassen, aber ohne Zauberstab – das ist die eigentliche Herausforderung.

Rürup fordert einen realistischeren Blick auf das Leistungsvermögen der gesetzlichen Rentenversicherung; die Erwartung, dass die Rente den Lebensstandard im Alter umfassend sichern könne, sei einfach nicht haltbar. Diese Einschätzung – so unbequem sie klingt – spiegelt eine Debatte wider, die aktuell wieder aufflammt: Immer mehr Deutsche bangen um ihre Altersvorsorge. Laut jüngsten Recherchen der "Zeit" wird die Rentenlücke für viele deutlicher, und das Vertrauen in Zusatzvorsorge-Modelle (wie private Rentenfonds) schwankt. Die Süddeutsche analysiert, dass die Reformpläne der Ampelkoalition vor allem das Ziel haben, die Finanzierung langfristig abzusichern, wobei entscheidende Fragen offenbleiben, etwa wie steigende Lebenshaltungskosten besser abgefedert werden können. Der FAZ-Artikel weist darauf hin, dass auch die Finanzierung durch Kapitalmärkte zwar diskutiert, jedoch mit Skepsis betrachtet wird. Aktuell kursiert in sozialen Medien und vielen Redaktionen ein wachsendes Unbehagen—nicht nur über die Höhe der späteren Renten, sondern auch über die politische Handlungsfähigkeit angesichts demografischer Entwicklungen und knapper Kassen. Über alle Berichte hinweg zeichnet sich ein Bild ab: Die Rentenreform bleibt ein Drahtseilakt zwischen Gerechtigkeit, Finanzierbarkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz.

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