Bischof Bätzing zieht bewegende Bilanz nach Solidaritätsbesuch im Nahen Osten

Bonn – Selten war das Heilige Land so fern von langfristigem Frieden wie in diesen Tagen. Mit bedrückender Offenheit schildert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die tiefe Erschütterung, die er nach Begegnungen mit Israelis und Palästinensern erlebte. Der kürzliche Waffenstillstand stellt zwar einen Hoffnungsschimmer dar, kann jedoch die bittere Realität und die Gräben zwischen den Konfliktparteien kaum überdecken. Besonders nüchtern: Kaum jemand hat aktuell ernsthaft das Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung im Blick, so Bätzing nach seiner Rückkehr.

heute 15:48 Uhr | 20 mal gelesen

Der 7. Oktober 2023 – ein Tag, der für Israel und die gesamte Region wie ein Donnerschlag nachhallt. Bätzing spricht offen von schweren Traumata auf beiden Seiten: Israelis, tief verschreckt durch die Angriffe, und Palästinenser, gebrochen durch das Leid im Gazastreifen und die Gewalt radikaler Siedler im Westjordanland. Die Fähigkeit beider Gesellschaften, Mitgefühl für das Gegenüber zu empfinden, scheint regelrecht abhanden gekommen zu sein. Wiederholtes Thema war die Zwei-Staaten-Frage – oft zitiert, jedoch jenseits realer Umsetzung, auch weil internationale Akteure, gerade Europa, als kraftlos wahrgenommen werden. Ein Satz bleibt besonders hängen: 'Frieden muss im Herzen wachsen; ein politischer Kompromiss reicht nicht.' Während seiner viertägigen Reise begegnete Bätzing nicht nur diplomatischen Vertretungen, sondern auch Menschen in Flüchtlingslagern bei Bethlehem und Überlebenden des Nova-Festival-Angriffs. Gespräche mit NGOs wie 'Rabbis for Human Rights' und dem 'Rossing Centre' zeigten, wie krass die gesellschaftlichen Brüche verlaufen. In Yad Vashem gedachte er der Holocaust-Opfer, während er mit Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen über die Verantwortung der Religionen in einem aufgeheizten Klima debattierte. Bätzing betonte: Religionen müssen sich dem Missbrauch ihrer Botschaften für Gewalt verweigern, gerade im Angesicht der dicht beieinanderliegenden Heiligtümer von Judentum, Christentum und Islam. Ein zentrales Anliegen war zudem die Situation der christlichen Minderheit: Bätzing sprach mit Kirchenleitern wie Kardinal Pizzaballa und Propst Lenz über deren alltägliche Schwierigkeiten. Sichtbare Solidarität zeigte er während Besuchen in der Dormitio-Abtei und im katholischen Waisenhaus in Bethlehem, wo christliches Engagement Hoffnungsinseln für benachteiligte Kinder schafft. Touchierend: Trotz aller Herausforderungen sind Christen fester Bestandteil der Zivilgesellschaft geblieben, häufig geschätzt auch weit über religiöse Grenzen hinaus. Abschließend bewunderte Bätzing jene Menschen, die im Alltag des Konflikts ihre Hoffnung nicht verlieren. Gerade Kinder, noch unbelastet von der fortwährenden Zerstörung, geben mit ihrer Unerschütterlichkeit Anlass zu Optimismus. Es bleibt ein Schluss, dem man sich kaum entziehen kann: Solange es solche Hoffnung gibt, ist auch der Glaube an Veränderung nicht verloren.

Bischof Georg Bätzing fasst nach seinem Solidaritätsbesuch im Heiligen Land eine tief pessimistische, aber auch hoffnungsvoll-ambivalente Bilanz: Der Weg zum Frieden ist weiter denn je und die Trauma-Spirale auf beiden Seiten verhindert Empathie und dauerhafte Lösungen. Die Zwei-Staaten-Lösung bleibt vorerst eine leere Formel, weil es an ernsthaftem politischem Willen und internationaler Unterstützung fehlt. Dennoch hob Bätzing die Wichtigkeit von Religionsgemeinschaften und zivilgesellschaftlichem Engagement hervor – besonders Christen, die trotz vieler Anfeindungen unverzichtbar für die palästinensische Gesellschaft bleiben. In aktuellen Berichten wird die Lage weiterhin als extrem fragil beschrieben. Laut der taz verschärft sich die Situation in Gaza; erneute Angriffe und die anhaltende humanitäre Katastrophe prägen das Bild (Quelle: https://taz.de). Die Süddeutsche berichtet, dass der Friedensprozess faktisch stagniert und internationale Vermittlungsbemühungen immer wieder ins Leere laufen (Quelle: https://www.sueddeutsche.de). Der Spiegel beleuchtet jüngst, wie christliche Hilfsorganisationen im Westjordanland dringend Unterstützung brauchen, um sowohl die lokale Wirtschaft am Leben zu halten als auch symbolische Zeichen der Hoffnung zu setzen (Quelle: https://www.spiegel.de).

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