„Ehrlich gesagt hatte ich ursprünglich nur einen Stillstand beim Klimaschutz erwartet, jetzt sehe ich sogar deutliche Rückwärtsbewegungen“, urteilte Fraktionschefin Katharina Dröge am Dienstag im Gespräch mit Watson. Sie wirft der aktuellen Bundesregierung vor, bei zentralen Themen wie erneuerbare Energien, E-Mobilität und dem Austausch alter Heizsysteme essenzielle Fortschritte „faktisch rückabzuwickeln“. Das schade nicht nur der Umwelt, sondern setze auch die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland aufs Spiel und verursache steigende Kosten für die Bevölkerung. Dröge blickt dennoch auf das kommende Jahr: Sie nehme sich vor, viel zu reisen, und neue Orte sowie Menschen kennenzulernen – auch wenn ihr dabei manches in der politischen Landschaft Sorgen macht.
Omid Nouripour, Bundestagsvizepräsident und Parteifreund, pflichtete dem bei und hob hervor, dass die Vorgängerregierung in Sachen Kommunikation besser dastand als das aktuelle Kabinett – und die Ampel keine so schlechten Ergebnisse erzielt habe, wie es jetzt scheint. Grünen-Vorsitzender Felix Banaszak wiederum beschreibt 2025 als „Lehrjahr“. Seiner Ansicht nach reichen Argumente längst nicht mehr aus; es gehe darum, die Menschen emotional einzubeziehen und echtes Interesse an deren Alltag zu zeigen. Gerade die anstehenden Wahlen 2026 bieten dafür, so Banaszak, neue Chancen – aber er gibt zu: „Am meisten Freude bereiten mir immer noch die Gespräche direkt mit den Leuten.“
Vielleicht ist das bei Klimapolitik heute auch dringend nötig: Zwischen politischen Grabenkämpfen und Dürresommer verliert sich allzu leicht der persönliche Kontakt.
Im Kern kritisieren führende Köpfe der Grünen – namentlich Dröge, Nouripour und Banaszak – deutlich die aktuelle Bundesregierung und werfen ihr vor, beim Klimaschutz nicht nur auf der Stelle zu treten, sondern Rückschritte zuzulassen. Besonders der Abbau von Maßnahmen im Bereich der erneuerbaren Energien, schleppende Fortschritte bei E-Mobilität und Heizungsmodernisierung stehen im Fokus der Kritik. Die Debatten verlagern sich dabei zunehmend auch auf sozial-ökonomische Folgen für Bürger:innen und Wirtschaftsstandort gleichermaßen; hinzu kommt der Appell, wieder näher an die Menschen zu rücken und Emotionalität in die politische Debatte zurückzubringen. Aktuelle Recherchen zeigen, dass sich die Debatte um eine konsequentere deutsche Klimapolitik Zuspitzungen leistet: Die taz berichtet, Kritik am geplanten Solarpaket wachse, weil dieses wichtige Bürokratiehürden nicht genug abbaue und den Ausbau bremse. Laut Süddeutscher Zeitung werden neue Zahlen bekannt, wonach 2023 beim CO2-Ausstoß erstmals seit Jahren stagnierte, statt zurückzugehen – auch wegen nachlassender politischer Anreize. Die Zeit wirft einen Blick auf die erhöhten Strompreise und sieht eine gefährliche soziale Schieflage, ausgelöst durch Stockungen beim Ausbau der Erneuerbaren. Insbesondere zeigt sich: Ohne verbindliche und wirksame Klimapolitik wächst nicht zuletzt die gesellschaftliche Entfremdung.