Am Freitag wurde der Bundestag überraschend emotional: 323 Abgeordnete sagten Ja zum neuen Wehrdienst, 272 wollten ihn nicht – eine Stimme enthielt sich. Das Thema bewegt, nicht jeder ist begeistert von der Modernisierung, aber irgendetwas musste passieren. Der Knackpunkt: Der Dienst setzt nun auf Freiwilligkeit und den Versuch, die Bundeswehr attraktiver zu machen. Ab 2026 wird es für alle jungen Erwachsenen – die gerade 18 werden – einen Fragebogen geben: Wie steht’s mit Motivation? Mit Eignung? Männer müssen diesen Fragebogen beantworten, Frauen dürfen, müssen aber nicht. Wird’s nicht voll genug in der Truppe, bleibt ein Hintertürchen offen: Ein sogenannter "Aufwuchskorridor" räumt die Möglichkeit ein, später doch noch per Gesetz eine Bedarfswehrpflicht einzuführen, falls sich zu wenige Freiwillige melden – das allein ist schon Debattenstoff für unzählige Stammtische.
Finanziell lockt das Ganze mit mindestens 2.600 Euro brutto im Monat. Für länger Verpflichtete (Soldat auf Zeit) gibt’s noch einen Fuffi drauf, Unterkunft inklusive. Und als kleines Extra wird ein Zuschuss zum Führerschein geboten – falls der Bund schon in den Straßenverkehr investiert, sozusagen. Nicht zu vergessen die flexible Zeitplanung: Mindestens sechs Monate müssen es sein, danach ist fast alles offen – bis zu 25 Jahre, wenn’s gefällt und passt. Ein Kompromiss, ja, und keiner, der in der Ampel-Koalition ohne Streitereien abging. Nebenbei: Auch ein Losverfahren war mal im Gespräch, aber blieb am Ende nur eine Idee unter vielen.
Insgesamt zeigt das neue Wehrdienst-Konzept einen klaren Versuch, die Bundeswehr moderner und für junge Menschen attraktiver zu gestalten. Interessant ist, dass der Ansatz vorerst freiwillig bleibt – Zwang gibt es erst, wenn die Rekrutenzahlen dauerhaft zu niedrig bleiben. Kritiker bemängeln dennoch, die Neuregelungen seien mehr ein Lückenfüller als eine finale Lösung, und auch Datenschutzfragen über die geplanten Fragebögen wurden von Bürgerrechtlern bereits lautstark kritisiert.
Erweiterung durch aktuelle Recherche: In den letzten Tagen stand das Thema verstärkt im Fokus der Medien, da es als Teil einer Gesamtstrategie zum Ausbau der Bundeswehr betrachtet wird. So berichtet die FAZ, dass Verteidigungsminister Pistorius besonders auf die gesellschaftliche Akzeptanz und eine breite Debatte über Wehrpflicht und deren Alternativen setzt. Die Süddeutsche hebt hervor, dass die Bundeswehr dringend Nachwuchs benötigt – angesichts international instabiler Lagen, was Fragen nach Wehrgerechtigkeit und Europas Verteidigungsfähigkeit erneut aufflammen lässt. Auch die ZEIT analysiert, wie politische Konflikte um die Ausgestaltung des Wehrdiensts die Regierungsarbeit erschweren und wie unklar noch ist, ob die Anreize für junge Menschen tatsächlich reichen werden.