„In emotional aufgeladenen Debatten hilft es wenig, mit dem Holzhammer aufeinander loszugehen“, gibt Markus Steilemann in einem Gespräch mit der ‚Süddeutschen Zeitung‘ zu bedenken. Vor wenigen Tagen hatte Christian Kullmann, Vorstand von Evonik, lautstark gefordert, das europäische System für CO2-Zertifikate ganz abzuschaffen oder zumindest massiv umzugestalten. Auch Markus Kamieth von BASF setzte kürzlich in eine ähnliche Kerbe. Doch Steilemann bleibt gelassen – der Emissionshandel sei zwar kein Allheilmittel, habe aber klimapolitisch bereits viel bewirkt: Die Chemiebranche konnte ihre Emissionen nach seinen Angaben trotz Produktionswachstum halbieren. Klar, einfach ist die Lage nicht: Betriebe müssen für ihre Treibhausgase zahlen; es gibt weniger Gratiszertifikate als früher, den Rest ersteigert man an der Börse. Dieses Geld fließt wiederum größtenteils in Umweltprojekte – theoretisch ein Kreislauf mit Sinn. Im Rahmen des EU-Projekts 'Fit for 55' wird die kostenlose Zuteilung weiter zurückgefahren, dafür kommt das Grenzausgleichssystem CBAM, eine Art CO2-Zoll auf Importe. Gerade die energieintensiven Branchen schlagen jetzt Alarm: Die Belastung könnte zu Wettbewerbsnachteilen führen. Steilemann findet, Kritik sei erlaubt, aber „die Axt anzusetzen, ist der falsche Weg“. Besser wäre es, gezielt an Stellschrauben zu drehen – etwa, indem man für besonders umstellungsaufwändige Unternehmen vorerst weiterhin Freibeträge ermöglicht. 
Der EU-Emissionshandel für die Industrie sorgt weiterhin für hitzige Diskussionen: Während einige Branchenvertreter dessen Abschaffung fordern, setzt sich VCI-Präsident Steilemann für eine differenzierte Debatte und gezielte Reformen ein. Interessant: Trotz der Reduktion kostenloser Zertifikate und dem neuen CBAM-Grenzausgleichssystem, das Importe mit einer Art ‚CO2-Zoll‘ belegt, sieht er die deutliche Verringerung der Emissionen seiner Branche als Beleg für die Wirksamkeit der aktuellen Regelungen. Aber auch Steilemann sieht Anpassungsbedarf – insbesondere bei Unternehmen, denen die Umstellung auf klimafreundliche Verfahren besonders schwerfällt.
In den vergangenen 48 Stunden finden sich auf großen Nachrichtenseiten folgende weiterführende Informationen: Die Debatte ist nicht auf die Chemiebranche beschränkt, sondern tobt etwa auch im Stahlsektor, der vor ähnlichen Herausforderungen steht. Neu ist der große Druck aus den USA und Asien, wo Energiepreise zum Teil niedriger sind – europäische Hersteller bangen deshalb um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Forschungsergebnisse deuten zudem darauf hin, dass ein konsequenter Emissionshandel die Transformation beschleunigen kann, solange soziale und wirtschaftliche Härten ausgeglichen werden.