Bertram Kawlath, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), ließ sich gegenüber der 'Welt' nicht beschönigend aus: Für viele Maschinenbauer stehe der wichtigste ausländische Absatzmarkt auf dem Spiel. 'Die Lage ist ernst – im Extremfall existenzbedrohend', gibt Kawlath offen zu. Niemand wünscht sich, dass neue Zölle wie eine unüberwindbare Mauer wirken, doch genau das drohe. Hintergrund: Die US-Regierung will die bestehenden Zolltarife (bekannt als "Section 232") auf weitere Produktgruppen ausweiten. Das heißt, es bleibt nicht beim pauschalen Basiszoll aus dem vermeintlichen EU/USA-Deal – für Maschinen mit relevanten Anteilen von Stahl und Aluminium käme noch ein fetter 50-Prozent-Aufschlag obendrauf. Der VDMA rechnet vor: Schon jetzt treffen die Zölle knapp 56 Prozent der Maschinenbau-Exporte Richtung USA. Damit wäre weit mehr als die Hälfte der Ausfuhren betroffen. Zur Einordnung: Der US-Markt ist für die Branche ein echter Schwergewichts-Kunde, 2024 gingen immerhin 13,5 Prozent aller Ausfuhren über den Atlantik. Aber seit Einführung der ersten Zölle macht sich Ebbe im Auftragsbuch breit. Laut VDMA fielen die Exporte im ersten Halbjahr bereits um sieben Prozent, im Juli brachen die Umsätze um 13 Prozent ein und im August noch einmal kräftig um 18,5 Prozent. Kawlath findet klare Worte: 'Der EU-Zolldeal bringt uns so gut wie nichts.' Seiner Meinung nach müsse die Bundesregierung – aber vor allem die EU-Kommission – Druck machen und unbedingt nachverhandeln. Allerdings, so fügt Kawlath an, fehle ihm insbesondere beim Engagement von Kommissionschefin von der Leyen der letzte Biss.
Im Zentrum der Diskussion stehen steigende US-Zölle, die ab Dezember auf rund 200 Produktkategorien aus dem deutschen Maschinenbau angewendet werden könnten. Das hätte für die exportorientierte Branche gravierende Folgen, da die USA bislang der wichtigste Markt außerhalb Europas sind. Bertram Kawlath, als Präsident des VDMA, warnt vor dem Verlust dieses Marktes und sieht in den Zöllen eine erhebliche Bedrohung – vor allem für kleinere und mittelständische Unternehmen. Auffällig ist, dass das Exportvolumen seit Einführung erster Strafzölle kontinuierlich zurückgeht. Laut Branchenverband sank der US-Außenhandel im ersten Halbjahr 2024 bereits um sieben Prozent, mit einem Besorgnis erregenden Einbruch im August auf minus 18,5 Prozent zum Vorjahr. Besonders hart trifft die heimische Industrie der Umstand, dass der vielgelobte Zolldeal zwischen EU und USA das Problem nicht ausreichend abmildert. Trotz Appellen an Bundesregierung und EU-Kommission, intensiver zu verhandeln, bleibt eine spürbare Lösung bislang aus. Aktuelle Recherchen zeigen, dass sich auch andere Industriezweige, wie Chemie und Automotive, vermehrt vor ähnlichen Zollmaßnahmen fürchten. Analysten beobachten, dass die US-Handelspolitik nach wie vor protektionistisch ausgerichtet bleibt und langfristige Handelsabkommen zwischen der EU und den USA stocken. Zudem mehren sich die Stimmen, die die EU zu einer robusteren Verteidigung ihrer Interessen auffordern, zum Beispiel durch Gegenzölle.