VDA-Chefin Müller schlägt vor: Ladepflicht für Plug-in-Hybride

Hildegard Müller vom Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert eine neue Regelung: Fahrer von Plug-in-Hybriden sollen stärker in die Pflicht genommen werden, ihre Fahrzeuge tatsächlich regelmäßig elektrisch zu laden.

heute 12:15 Uhr | 37 mal gelesen

Es ist fast schon paradox: Obwohl Plug-in-Hybridfahrzeuge extra einen Akku besitzen, wird oft lieber im altbekannten Verbrennermodus gefahren. Die VDA-Präsidentin Hildegard Müller hat nun – laut einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung – einen reizvollen, aber auch streitbaren Vorschlag: Künftig könnten Plug-in-Hybride technisch so ausgestattet werden, dass sie das elektrische Laden in bestimmten Intervallen zwingend vorsehen. Wird diese Vorgabe missachtet, denkt Müller an automatische Einschränkungen wie eine reduzierte Motorleistung nach Vorwarnungen. Der Sinn dahinter? Fahrer gezielt in Richtung elektrisches Fahren zu lenken, nicht bloß Lippenbekenntnisse zur Umwelt abzugeben. Hintergrund dieser Initiative sind Untersuchungen, nach denen Plug-in-Hybride häufig deutlich mehr CO2 ausstoßen, als die offiziellen Herstellerangaben vermuten lassen – schlichtweg, weil sie selten geladen und noch seltener im E-Modus gefahren werden. Der VDA sieht in dieser Regelung auch eine Alternative zu verschärften EU-Berechnungsmethoden für CO2, die gerade in der Diskussion sind und Herstellern empfindlich zusetzen könnten, wenn sie die Flottengrenzwerte reißen.

Der Vorstoß für eine Ladepflicht bei Plug-in-Hybridautos entstammt der Sorge, dass viele Autohalter trotz elektrischer Möglichkeiten weiterhin überwiegend mit Benzin oder Diesel fahren. Hildegard Müller argumentiert, dass technische Maßnahmen – etwa automatische Warnungen und Leistungsdrosselungen bei zu seltener Akku-Nutzung – das tatsächliche elektrische Fahren fördern könnten. Ziel ist es, die klimapolitischen Vorgaben der EU auch unter realen Nutzungsbedingungen erfüllen zu können, den Druck auf die Autobauer in Sachen CO2 zu mindern und ein drohendes Regulierungschaos zu verhindern. Laut Recherchen in verschiedenen Nachrichtenportalen gewinnt die Diskussion um Plug-in-Hybride aktuell erneut an Fahrt: Zum einen, weil die EU ihre Vorgaben anpassen könnte und das Ende der Hybrid-Förderung in Deutschland absehbar ist; zum anderen, weil Verbraucherschützer und Umweltverbände immer lauter hinterfragen, ob die Hybrid-Technik überhaupt noch eine Brückenfunktion erfüllt. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamts weist zudem darauf hin, dass die CO2-Einsparungen oft weit unter den Erwartungen bleiben, sofern Nutzer die E-Funktion nicht regelmäßig verwenden. Spannend ist übrigens, dass einige Hersteller schon jetzt die Software ihrer Hybride nachschärfen, um tatsächlich mehr elektrisches Fahren zu erzwingen – die Konzepte dazu sind allerdings unterschiedlich.

Schlagwort aus diesem Artikel