Christian Kerns Stolz auf Spitzenpositionen österreichischer Manager bei der Deutschen Bahn

Der ehemalige österreichische Kanzler und frühere Chef der ÖBB, Christian Kern, sieht die Ernennung von Evelyn Palla zur Vorstandsvorsitzenden sowie von Philipp Nagl zum Chef von DB-Infrago als bedeutende Anerkennung seiner eigenen Arbeit und seines Einflusses auf Spitzenpositionen im Bahnsektor.

16.10.25 21:20 Uhr | 65 mal gelesen

„Für mich ist das irgendwie wie ein Ritterschlag – die Deutsche Bahn wird von Leuten geführt, die ich nach Österreich geholt habe“, erzählt Christian Kern in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. 2011 holte er Evelyn Palla zur ÖBB, erinnert er sich lebhaft; damals sei ihr Organisationstalent sofort aufgefallen. „Wer so kühl und präzise die Finanzen sortiert, schafft es weit – das dachte ich sofort. Aber ganz ehrlich: Hätte mir jemand damals gesagt, beide – Palla und Nagl – lenken irgendwann die Geschicke der Deutschen Bahn, ich hätte es einfach nicht geglaubt.“ Interessanterweise war Kern selbst, obwohl häufiger als möglicher Lutz-Nachfolger gehandelt, nie wirklich interessiert: „Da gab es schon Anfragen – aber aufs Ganze bin ich gar nicht erst gegangen.“ Inzwischen leitet er die Ell-Group, spezialisiert auf Lok-Leasing. Er beschreibt die Führungsaufgabe bei der DB treffend: wie eine Sisyphos-Arbeit, bei der der Fels nie ganz oben ankommt. Das eigentliche Problem: zu viele widerstreitende Interessen – vom Eigentümer über Gewerkschaften bis ins Management hinein. „Es gibt keinen gemeinsamen Kompass, keinen Konsens – das lähmt.“ Noch dazu sei die Firma von innen übermäßig komplex gebaut. Nebenbei seien die Rahmenbedingungen, die die Politik setzt, nach Kerns Ansicht hemmungslos kontraproduktiv für einzelne Bereiche. Die enormen Mehrkosten durch Baustellen und Umleitungen treiben ihn um: „Da könnte selbst ein Steve Jobs zaubern, das würde auch nichts nützen – die Hindernisse sind einfach zu massiv.“

Kern hebt hervor, wie stolz er darauf ist, dass sein ehemaliges Team heute an der Spitze der Deutschen Bahn steht, betont jedoch auch die enorme Komplexität und die strukturellen Probleme des Unternehmens. Er war nie wirklich in Gespräche um die Nachfolge von Richard Lutz eingebunden, da er sich nach seiner politischen Karriere auf andere Herausforderungen konzentrieren wollte. Besonders kritisch sieht Kern die mangelnde Einigkeit innerhalb der DB und die politisch-bürokratischen Hürden, die dem Unternehmen den Alltag erschweren. Ergänzend dazu berichten auch aktuelle Medienquellen von der strategischen Neuausrichtung der Bahn unter Palla, wobei insbesondere der Druck von Seiten der Bundesregierung zur Verbesserung der Pünktlichkeit und des Service hervorgehoben wird (FAZ, Zeit, Spiegel). In den letzten Tagen wurden Investitionen in Infrastruktur sowie kritische Stimmen bezüglich des Reformstaus und der Personalknappheit publik. Zugleich verdeutlichen verschiedene Stimmen, wie sehr die Bahn vor einem Spagat zwischen Sanierung, Digitalisierung und politischen Erwartungen steht.

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