Manchmal fragt man sich, ob das Wort 'Ausfall' inzwischen nicht fast schon zum Alltag gehört. Letztes Mal Cloudflare, davor Amazon, Microsoft – die Liste wird länger. Die eigentliche Lektion, so abgedroschen es klingt, liegt in der Diversifizierung. Wer alles auf eine einzelne Infrastruktur setzt, riskiert beim nächsten Totalausfall wieder ins Leere zu starren. Es führt also kaum ein Weg an Multi-Anbieter-Strategien vorbei – auch wenn sie auf Dauer unbequem sind.
Europäische Anbieter sind kein Allheilmittel
Natürlich gibt es Alternativen wie bunny.net aus Europa, die zeigen, dass auch jenseits des Atlantiks Technik auf Weltniveau entstehen kann. Das hilft, aber bleibt ein Kompromiss: Viele scheinbar unabhängige Dienste hängen indirekt doch an transatlantischen Riesen. Heißt: Das Ziel sollte eher eine breitere Aufstellung sein als reiner Lokalpatriotismus.
Risiken erkennen, Notfälle üben, Grenzen akzeptieren
Man darf sich nicht vormachen: Egal wie viele Maßnahmen man trifft, einige Bereiche bleiben praktisch unvermeidbar mit großen US-Softwares wie Microsoft 365 verknüpft. Ein gedanklicher Notfallplan gehört trotzdem ins Gepäck, inklusive klarer Definition, welche Teile des Betriebs im Zweifel schnell wieder laufen müssen. Paradoxerweise sind On-Premise-Lösungen oft nicht die Rettung – sie führen zu neuen Risiken, etwa mangelhafter Redundanz.
Backups & Organisation: Mehr als Technik
Ein geprüftes, extern gesichertes Backup ist Pflicht. Aber selbst der perfekte Daten-Notfallplan nützt wenig, wenn im Ernstfall die ganze interne Organisation stillsteht, weil niemand weiß, wie man im Krisenfall kommuniziert. Ersatz-Messenger, handgeschriebene Telefonlisten und Notfallroutinen – das klingt altmodisch, verhindert aber das totale Kommunikationschaos.
Identitäten und personelle Single-Points-of-Failure
Erschreckend viele logistische Knotenpunkte laufen heute über Azure AD oder Google Identity. Fällt der Log-in-Dienst, steht alles. Break-Glass-Accounts oder alternative Identitätsanbieter wirken fast wie unsichtbare Brandschutztüren.
Transparenz, Supply Chains und das Menschliche
Problematisch bleibt, dass Unternehmen von Ausfällen oft erst über Twitter oder Reddit erfahren. Regelmäßige eigene Checks und ein ausgeklügeltes Monitoring schließen diese Lücke ein Stück. Dazu kommt das Risiko, wenn alles Wissen bei einzelnen Mitarbeitenden geballt ist – hier helfen nur Dokumentation und Wissensaustausch, auch mit externen Partnern oder durch Vertreterregelungen.
Zusammenfassend
Ob Cloudflare, AWS oder ein beliebiger deutscher Provider: Das Ziel ist ein robustes Konstrukt aus mehreren Standbeinen, klaren Abläufen und persönlicher Redundanz. Unternehmen, die verstehen, wie zerbrechlich digitale Infrastruktur sein kann und entsprechend handeln, stehen den nächsten Ausfällen entspannter gegenüber.
Im Kern geht es um Resilienz durch Vielfalt: Statt alles einer einzigen Technik-Säule anzuvertrauen, helfen multiple Anbieter, regelmäßige Backups, praktikable Notfallpläne und interne Redundanz, etwa beim Personaleinsatz. Kritisch ist dabei die Selbsterkenntnis: Nicht alles lässt sich absichern, viele Unternehmen stecken weiterhin in globalen Software-Abhängigkeiten, und der reflexartige Rückzug auf On-Premise ist selten eine Dauerlösung. Insgesamt raten die Experten Runge und Runge zur Bereitschaft für Ausnahmesituationen – auf technischer, organisatorischer und personeller Ebene.
Weitere aktuelle Entwicklungen:
- Nach Recherchen bei der Süddeutschen Zeitung liegt der Fokus der IT-Sicherheitsdebatte aktuell immer stärker auf der Stärkung europäischer Cloud-Strukturen, insbesondere mit Blick auf die neue NIS2-Richtlinie der EU (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
- Ein ausführlicher Artikel bei der Zeit beleuchtet, wie Unternehmen vermehrt eigene Resilienzstrategien und Notfallkommunikationswege etablieren, besonders nachdem die jüngsten CDN-Ausfälle für erhebliche Lieferkettenunterbrechungen gesorgt hatten (Quelle: Die Zeit).
- Laut einem FAZ-Bericht setzen immer mehr Mittelständler in Deutschland auf hybride Modellansätze, bei denen besonders kritische Dienste im eigenen Land, weniger kritische in globalen Clouds betrieben werden, um Flexibilität und Ausfallsicherheit in Balance zu bringen (Quelle: FAZ).