Für Florian Hahn ist der Urheber der Angriffe auf die Bahnverbindung in Polen glasklar. "Es ist offensichtlich, wer davon profitiert", betont er am Rande der Berliner Sicherheitskonferenz in einem Interview mit dem Sender 'Welt'. Die betroffene Infrastruktur habe eine zentrale Rolle für den Transport von Hilfsgütern in die Ukraine – und genau dies mache Polen zum Ziel, so Hahn. Er fragt ganz offen, ob Europa angesichts der steigenden Zahlen solcher hybriden Angriffe weiter zu- oder nicht vielleicht selbst aktiv werden wolle. Nach seiner Ansicht kämen viele Cyberattacken, wie forensische Analysen zeigen, aus russischem Staatsgebiet – und kaum etwas passiere dort, ohne dass der Kreml zumindest ein Wörtchen mitrede. Man müsse sich länderübergreifend überlegen, selbst Abschreckung nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch umzusetzen. Abschottung alleine reiche keinesfalls, so Hahn: "Nur indem man signalisiert, zurückzuschlagen, lässt sich dem entgegenwirken." Gleichzeitig klingt Unbehagen durch: Europa stehe an einer Schwelle, an der Reaktion und Eskalation zu einer brisanten Gratwanderung werden könnten.
Der Vorstoß von Florian Hahn, eine stärkere hybride Abwehr und gegebenenfalls auch Gegenmaßnahmen gegen mutmaßliche russische Angriffe zu diskutieren, spiegelt die wachsende Unsicherheit in Europa wider. Neben den offenkundigen politischen Spannungen gibt es auch technische Herausforderungen: Viele EU-Länder berichten von einer Zunahme gezielter Desinformationskampagnen, Sabotageakte und Cyberattacken, die auf kritische Infrastrukturen abzielen – etwa im Bahn- und Energiesektor. Die EU erwägt daher laut aktuellen Berichten, ihre Cyberabwehr zu stärken, Informationsaustausch zu verbessern und gemeinsam auf hybride Angriffe zu reagieren. Während die Bundesregierung noch zögert, direkte Vergeltungsmaßnahmen öffentlich zu machen, gibt es in Fachkreisen Anzeichen, dass die Bereitschaft zu aktivem Gegengewicht wächst. Auch eine Debatte über die ethischen und strategischen Grenzen hybrider Kriegsführung flammt vermehrt auf.