Deutsche Bahn erwägt erhebliche Kürzungen im Fernreiseangebot

Berichten zufolge plant die Deutsche Bahn einschneidende Veränderungen im Fernverkehr, wobei zahlreiche touristische Verbindungen auf der Streichliste stehen sollen.

12.09.25 12:43 Uhr | 4 mal gelesen

Nach Informationen aus einem bahninternen Papier, das offenbar den Fahrplan für 2026 skizziert, möchte die Deutsche Bahn ihren Fokus stärker auf besonders ertragreiche Strecken und Geschäftsreisende legen. Laut "Tagesspiegel" sieht das interne Konzept vor, das bestehende Fernverkehrsnetz zu verkleinern und Ressourcen umzuschichten. So könnten Verbindungen wie Berlin-Westerland, Hamburg-Berchtesgaden/Oberstdorf sowie der Railjet Frankfurt-Stuttgart-Lindau-Arlberg entfallen. Auch die Anzahl der Fahrten zum Bodensee und nach Garmisch soll halbiert werden. Zudem wären Städte wie Tübingen und Lübeck künftig vom Fernverkehr abgekoppelt, nachdem in Ostholstein bereits kein Intercity mehr an der Ostsee fährt. Die bisherige Durchbindung des ICE von Frankfurt nach Rostock sowie direkte Züge von Stuttgart nach Norddeich sollen ebenfalls gestrichen werden. In Kiel würden nach dem Papier die Direktverbindungen zu Zielen wie Köln, München und Basel wegfallen, und traditionsreiche Strecken wie die Verbindung "Prinz Eugen" zwischen Hamburg und Wien sollen nicht mehr angeboten werden. Auch in München müssten Reisende mit Unterbrechungen oder Streichungen bei Direktverbindungen nach Österreich rechnen. Die Bahn dementiert jedoch die angeblichen Kürzungen und betont, dass das Angebot auf hohem Niveau gehalten werde. Es handele sich um saisonale und baubedingte Anpassungen, die regelmäßig geprüft und aktualisiert werden. Auch das Verkehrsministerium bekräftigt, dass die endgültige Fahrplangestaltung erst im September vorgestellt wird, im Rahmen einer Neuausrichtung und möglicher Personalwechsel an der Konzernspitze.

Die Deutsche Bahn steht unter öffentlicher Beobachtung, da Gerüchte über erhebliche Kürzungen im Fernverkehr zirkulieren. Analysten sehen das geplante Vorgehen als Teil eines umfassenden Umbaus, um sich auf profitablere Strecken zu konzentrieren und gleichzeitig den steigenden Kosten und dem großen Investitionsbedarf im Schienennetz zu begegnen. Bundesweit werden hitzige Debatten über die Rolle der Bahn im Klimaschutz und in der Daseinsvorsorge geführt, während Fahrgastvertreter und Reiseverbände vor einer Abkopplung ganzer Regionen vom Fernverkehr warnen. Bahngewerkschaften weisen zudem darauf hin, dass Rationalisierungen langfristig zu einem Attraktivitätsverlust des Bahnfahrens führen könnten. Parallel treibt das Verkehrsministerium die Reform der Deutschen Bahn als Staatskonzern voran und plant, neue Impulse durch den Wechsel auf der Vorstandsebene zu setzen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein ausführlicher Artikel der Süddeutschen Zeitung berichtet, dass weitreichende Bauarbeiten das Fernverkehrsangebot der DB in den kommenden Jahren stark beeinflussen werden. Das Unternehmen plant nach eigenen Angaben, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten, sieht sich angesichts notwendiger Streckensanierungen aber gezwungen, zahlreiche Alternativkonzepte zu entwickeln. Bahnchefin Nikutta äußerte Verständnis für die Kritik, betonte jedoch, ohne Modernisierung seien Ausbau und Pünktlichkeit der Bahn nicht realisierbar (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Die FAZ analysiert, dass die Deutsche Bahn bisher noch keine endgültigen Entscheidungen zu Fahrplankürzungen getroffen habe, das Strategiepapier jedoch auf Realitätsanpassungen im Geschäftsmodell hindeutet. Es wird auf den Spagat eingegangen, einerseits die Wirtschaftlichkeit zu steigern und andererseits den politischen Auftrag, Versorgung im Land sicherzustellen, zu erfüllen. Im Zentrum des Artikels stehen die Frage nach zukünftigen Subventionen und das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 (Quelle: FAZ).

Der Spiegel widmet sich insbesondere den Auswirkungen für Reisende und Tourismusregionen: Viele Urlauber und Berufspendler bangen um Direktverbindungen, deren Einstellung negative Folgen für Hotel- und Gastgewerbe erwarten lässt. Die Bahn verweist darauf, dass nach Abschluss wichtiger Bauprojekte Verbindungen wiederhergestellt und das Angebot perspektivisch verbessert werden könnten. Branchenvertreter fordern Transparenz über die geplanten Maßnahmen und stärkere Kooperation von Bahn und Politik für stabile regionale Anbindungen (Quelle: Spiegel Online).

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