Auf Nachfrage bestätigte Ministerin Warken am Freitag in Berlin, dass die Kommission vermutlich ebenso über die Praxisgebühr diskutieren wird, die bereits von 2004 bis 2012 in Deutschland existierte. Nach ihren Worten gibt es für die Arbeit des Gremiums keine Denkverbote, die geplante Steuerung des Gesundheitssystems könne aber nur durch Maßnahmen Erfolg haben, die nicht bloß zusätzliche Belastungen verursachen. Im Fokus stehen solche Regelungen, die sich tatsächlich positiv auf das System auswirken und Fehlanreize verhindern. Warken betont den hohen finanziellen Druck auf die Gesetzlichen Krankenkassen und prognostiziert für 2027 ein milliardenschweres Defizit. Die Expertenrunde ist mit jeweils zehn Vertretern verschiedener Fachrichtungen wie Medizin, Ökonomie, Sozialrecht, Ethik und Prävention paritätisch besetzt. Bis März 2026 soll sie erste Empfehlungen zur Stabilisierung der GKV-Beitragssätze entwickeln. Neben der Identifikation von Kostentreibern und Ineffizienzen auf der Ausgabenseite sollen auch Einnahmeprobleme adressiert werden. Bis Dezember 2026 soll ein weiterer Bericht Reformvorschläge präsentieren, die langfristig die Ausgaben begrenzen und die finanzielle Basis der GKV sichern.
Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steht unter wachsendem Druck, unter anderem durch eine alternde Bevölkerung, steigende Ausgaben für neue Therapien und Medikamente sowie Lohnentwicklungen. Die Wiedereinführung der Praxisgebühr ist kontrovers: Gegner warnen vor sozialer Ungleichheit und zusätzlicher Belastung der Patientinnen und Patienten, Befürworter sehen Chancen zur Eindämmung von unnötigen Arztbesuchen. Die aktuelle Debatte schließt auch strukturelle Reformen wie Digitalisierung im Gesundheitswesen, effizienteres Kostenmanagement und eine bessere Steuerung der Versorgung mit ein. Weitere Recherchen bestätigten, dass aktuell fast alle politischen und gesellschaftlichen Akteure vor großen Herausforderungen bei der Finanzierung der GKV stehen, es aber erheblichen Widerstand gegen eine reine Belastung der Versicherten gibt. Gleichzeitig gibt es breite Diskussionen um neue Finanzierungsmodelle, mehr Steuerzuschüsse und eine Entlastung der Leistungen durch präventive Maßnahmen.