Die geheime Welt des Altfett-Diebstahls: Im Visier skrupelloser Banden

Saarbrücken – Es klingt fast absurd, hat aber einen höchst ernsten Hintergrund: Kriminelle plündern systematisch benutztes Speisefett aus deutschen Gastronomiebetrieben. Was für den einen wie Müll wirkt, ist für andere bares Geld – und Stoff fürs große Geschäft mit Biodiesel. Experten schlagen nun wegen der enormen Schäden Alarm.

heute 09:18 Uhr | 16 mal gelesen

Die Vorstellung, dass Menschen sich nachts an Tonnen mit altem Frittieröl zu schaffen machen, klingt zunächst wie eine schräge Szene aus einem skurrilen Film – ist aber bittere Realität. Überwachungsaufnahmen, so berichtet es der Saarländische Rundfunk, zeigen Diebe, wie sie Eimerweise das gebrauchte Fett auf Restauranthöfen absaugen oder die Behälter gleich ganz im Schlepptau mitnehmen. Für Gastronom:innen und ihre Recyclingpartner ist das ein echtes Ärgernis – und längst kein Kavaliersdelikt mehr. Tatsächlich erleiden sie herbe finanzielle Verluste, denn der Verkauf von Altfett an Recyclingfirmen bringt bares Geld. Aktuell liegt der Marktpreis bei bis zu 900 Euro für eine Tonne davon. Kein Wunder also, dass die Diebe – laut dem Branchenverband BDE – einen jährlichen Millionenschaden verursachen. Besonders für Betriebe wie den von Stefan Henning aus Germersheim ist das ein ständiger Kampf ums Überleben: Sich häufende Diebstähle, teils mehrfach am Tag, schlagen in der Jahresbilanz ordentlich zu Buche. Strafanzeigen gibt es massenhaft, nur Erfolg stellt sich kaum ein. Die Drahtzieher agieren so unverfroren, dass sie sich in Gesprächen offen als 'Diebe' bezeichnen und von einem 'Eldorado' für ihre Taten sprechen. Es ist schwer, nicht ein wenig resigniert zu klingen, wenn selbst die Forderung nach spezialisierten Ermittlungsbehörden bislang einfach ins Leere läuft. Der Bundesverband kämpft – aber echte Konsequenzen? Fehlanzeige, bisher.

Altfett-Diebstahl ist längst kein gelegentliches Ärgernis mehr, sondern entwickelt sich zu einer organisierten und millionenschweren Parallelökonomie, in der kriminelle Banden professionell agieren. Recherchen aus unterschiedlichen Medien zeigen, dass Ermittler und betroffene Unternehmen bislang weitgehend machtlos dastehen, während der wirtschaftliche Schaden monatlich anwächst. Trotz mehrfacher Forderungen von Seiten der Entsorgungsbranche nach juristischen Schwerpunkt-Ermittlungen nimmt die Politik das Problem bislang nur zögerlich wahr – auch, weil solche Diebstähle selten spektakulär, dafür aber umso lukrativer und systematischer ablaufen. Recherche-Ergänzungen: In den letzten 48 Stunden gaben zahlreiche Medien neue Einblicke in die Machenschaften organisierter Gruppen beim klimaschädlichen Geschäft mit gebrauchten Rohstoffen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet von erneuten Gewalttaten im Zusammenhang mit der illegalen Altfettsammlerei und schildert, wie Gastronomen inzwischen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen ergreifen müssen (Quelle: Süddeutsche Zeitung). Die FAZ beleuchtet zudem die europäischen Dimensionen dieses Schwarzmarkts und weist darauf hin, dass Altfett-Diebstahl bereits grenzüberschreitende Ermittlungen ausgelöst hat (Quelle: FAZ). Auf taz.de wird darüber hinaus kritisch hinterfragt, wie schwach der gesetzliche Rahmen für den Schutz sogenannter Sekundär-Rohstoffe tatsächlich ist und welche Schlupflöcher für Kriminelle bestehen bleiben (Quelle: taz.de).

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