Stellen Sie sich vor, Sie reichen einen Bauantrag ein – und statt auf Papierstau und endlose Bearbeitungszeiten zu treffen, übernimmt eine KI-gestützte Plattform die Vorarbeit. Genau das schildert Digitalminister Wildberger – zumindest bei Wasserstoff-Leitungsvorhaben, wo so eine KI bereits im Einsatz ist. Die Effizienzsteigerung dort: satte 70 Prozent weniger Arbeitsbelastung für die zuständigen Sachbearbeiter, und Wildberger klingt in seiner Begeisterung fast überrascht. Sein Ziel geht aber weiter: Auch Asylanträge oder Grundsicherungsanträge könnten perspektivisch mit KI vorsortiert werden. Allerdings, und das gibt er unumwunden zu, wäre bei besonders sensiblen Entscheidungen weiterhin menschliches Augenmaß gefragt. KI soll also Routine abnehmen und Freiraum für echten Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern schaffen.
Persönlich hat Wildberger – das gesteht er offen – mit etlichen Online-Portalen des Staates eher mäßige Erfahrungen gemacht. Er nennt das "Wildwuchs": Nach wenigen Klicks stand er manchmal vor digitalem Rätselraten. Frust über lange Wege in der Verwaltung – vor allem in der Auftragsvergabe – blitzt durch. "Das nervt manchmal auch ein bisschen, zugegeben." Trotzdem spürt Wildberger, dass sein Team motiviert ist, etwas zu bewegen, nur, wie so oft in der deutschen Verwaltung, läuft es alles nicht so schnell, wie er es aus der Wirtschaft kennt.
Wildberger sieht in der KI-gestützten Verwaltung sowohl eine Entlastung von Routineaufgaben als auch eine Chance, mehr menschliche Interaktion zu ermöglichen. Die bereits erzielten Erfolge bei Bau von Wasserstoff-Leitungen motivieren ihn, vergleichbare Systeme auch für Anträge im Asylwesen oder sozialen Bereich in Betracht zu ziehen – allerdings immer unter dem Vorbehalt menschlicher Endkontrolle bei sensiblen Fällen. Trotz der Euphorie stößt die Digitalisierung der Verwaltung auf Hindernisse: politische Prozedere, föderale Strukturen und die Skepsis gegenüber zu schnellen Veränderungen stemmen sich gegen den Wandel. Ganz aktuell zeigen verschiedene Medienberichte, dass auf Bundes- und Länderebene gerade intensiv über ethische Richtlinien, Datenschutz und die wachsende Rolle von KI bei öffentlichen Entscheidungsprozessen diskutiert wird (siehe etwa die Berichte auf taz.de und faz.net). Außerdem ist der Fachkräftemangel im IT-Bereich laut aktuellen Artikeln eine Dauerbaustelle, weshalb sowohl technologische Innovation als auch zeitnahe Weiterbildung unabdingbar sind.