Karriere-Sprung über den Atlantik: US-Manager entdecken Europa neu

Immer mehr amerikanische Führungskräfte schauen nach Europa – teils aus Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen ihrer Heimat.

heute 16:28 Uhr | 89 mal gelesen

Da braut sich etwas zusammen auf dem internationalen Arbeitsmarkt – so zumindest empfindet es Elke Hofmann, die das Deutschlandgeschäft einer bekannten Headhunter-Boutique leitet. In den letzten Monaten, erzählt sie, häufen sich Anfragen aus den USA, ob nicht interessante Executive-Jobs in Europa vakant wären. Früher, sagt sie offen, hätte sie oft gar nicht erst in Übersee angerufen – sowohl die Gehaltserwartungen als auch der räumliche Sprung wirkten wie massive Hindernisse. Doch plötzlich scheint da Bewegung in die Sache zu kommen. Viele suchen eine Alternative zur aktuellen politischen Großwetterlage unter Präsident Trump, spekuliert Hofmann. Sie beobachtet, dass die Stimmung in der amerikanischen Wirtschaft weniger freiheitlich und mehr restriktiv wird, etwa wenn es um Diversity-Programme geht – viele Firmen schrauben sie auf politischen Druck zurück. Das betreffe sogar globale Akteure mit deutschem Hintergrund, etwa SAP oder Siemens Energy. "Es ist traurig, aber oft haben Unternehmen schlicht keine echte Wahl, wenn sie in den USA keine massiven Probleme riskieren wollen." Trotzdem, und das ist Hofmann wichtig: Wirkliche Vielfalt entstehe nicht durch Quoten oder Regeln allein – sie sei eher gelebte Praxis im Alltag eines Unternehmens. Teams, die wirklich Diversität leben, fällen nach ihrer Ansicht die besseren Entscheidungen. Am Rande kommentiert sie auch den Wunsch von Tech-Chef Zuckerberg nach "mehr maskuliner Kraft" in der Arbeitswelt mit trockenem Humor – sie hält die Unterscheidung von männlichen und weiblichen Leadership-Attributen für überholt: Von Margaret Thatcher bis zu Mahatma Gandhi hätten verschiedenste Charaktere Vorbildqualitäten gezeigt, unabhängig vom Geschlecht. Führungsqualitäten folgen keinem exklusiven Muster – die Mischung macht's.

US-Manager zeigen sich offener für europäische Stellen – sachliche Gründe wie Ängste vor politischem Einfluss auf Diversity-Initiativen und kultureller Wandel bewegen sie zum Umdenken. Personalberaterin Elke Hofmann betont: Die Unternehmen stehen oft zwischen den Anforderungen des US-Gesetzgebers und den eigenen Werten. Neue Erkenntnisse: Laut neuesten Berichten gibt es einen messbaren Anstieg internationaler Bewerbungen für leitende Funktionen in Deutschland und anderen europäischen Ländern, was auch mit wirtschaftlicher Unsicherheit in den USA, etwa durch steigende Arbeitslosenzahlen im Tech-Bereich und eine wachsende Skepsis gegenüber politischen Entwicklungen, zusammenhängt. Diskussionen um Unternehmenswerte und Führungskultur gewinnen an Bedeutung – dabei kommen zunehmend jene zu Wort, die auf persönliche Erfahrungen jenseits stereotyper Rollenmuster setzen.

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