Diskussion in Berlin: Kollidierende Ängste, neue Bereitschaften – Wie widerstandsfähig ist unsere Gesellschaft in Kriegszeiten?

Berlin, im Licht der Zeitenwende: Angesichts der russischen Angriffe und des Ukraine-Kriegs wird Resilienz mehr denn je als Schlüssel für die Existenzsicherung demokratischer Gesellschaften diskutiert. Wie stellt sich Deutschland dem wachsenden Druck?

heute 11:38 Uhr | 16 mal gelesen

Es ist schon bemerkenswert, wie schnell sich gesellschaftliche Grundhaltungen schieben können. Noch bis vor kurzem galt in Deutschland – ein wenig naiv, vielleicht –, dass militärische Fragen irgendwas von einer anderen Welt an sich haben, während hier der Gedanke an Wehrhaftigkeit bestenfalls ein Randthema war. Und jetzt? Mit Russlands Überfällen auf die Ukraine 2022 taumelte auch das deutsche Selbstbild. "Kriegstüchtigkeit" – ein Wort, das in seiner Härte und Wucht fast schmerzt – macht plötzlich die Runde. Es ist nicht irgendein Streit, der da ausgefochten wird: Es geht um Vertrauen in Militär und Medien, um Angst vor dem Unbekannten, ums Weiterreichen oder doch Halten von Verantwortung. Besonders spannend – vielleicht auch bedrückend –, wie unterschiedlich Nachbarn in Europa auf diese Umbrüche reagieren. Während etwa Polen oder die baltischen Länder beinahe selbstverständlich den Wehrgedanken leben, eiert Deutschland nach und ringt um seine neue Position. All das steht im Mittelpunkt bei einer Podiumsdiskussion der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin am 24. November 2025. Es gibt kurze Impulse, videobasierte Einblicke in die Gefühlswelt der Menschen, eine neue Studie zur Stimmungswende – und ganz am Ende: Bier, Brezel und Gespräche, die vielleicht mehr klären als jedes Panel. Das ist menschlich.

Ein Jahr nach Beginn der großflächigen russischen Invasion in der Ukraine blicken viele Experten mit gemischten Gefühlen auf die Sicherheit und Wehrhaftigkeit Deutschlands. Das Thema Resilienz der Bevölkerung, also die psychische und gesellschaftliche Widerstandskraft angesichts drohender Kriegsrisiken, ist in der politischen Debatte so präsent wie selten zuvor. Daten zeigen, dass die Deutschen nach wie vor zurückhaltend in Bezug auf militärische Aufrüstung und persönliche Wehrbereitschaft sind – ein Kontrast zu Nachbarstaaten, wo die Bereitschaft, eigene Werte auch mit Waffengewalt zu verteidigen, zahlreicher verankert scheint. Die Rolle der Medien und die Frage, wie Berichterstattung Ängste oder Mut beeinflussen kann, rücken in den Fokus, ebenso wie der Umgang mit Unsicherheit: Ersetzt ein fatalistischer Pragmatismus nun das bislang bequeme Gefühl der Distanz? Hinzu kommt, dass laut einer aktuellen Umfrage zwar ein Bewusstsein für Bedrohungen zugenommen hat, aber auch eine Polarisierung der Gesellschaft droht. Insgesamt zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen politischer Rhetorik und gesellschaftlicher Realität – woran die Podiumsdiskussion ansetzt.

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