Grenzgänge der Demokratie: Sönke Neitzel über die Ursprünge der Bundeswehr

Potsdam – Es ist 70 Jahre her: Die Geburt der Bundeswehr fällt in eine Zeit des Umbruchs. Ein Land am Neuanfang, belastet durch Vergangenheit und getrieben von Zukunftsangst. Wie wurde daraus eine Armee, die für demokratische Werte stehen sollte? Prof. Dr. Sönke Neitzel und Oberstleutnant Michael Gutzeit suchen im neuen Podcast Antworten.

heute 18:32 Uhr | 21 mal gelesen

Man glaubt es kaum: Gerade mal ein Jahrzehnt nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs entsteht im Westen Deutschlands eine neue Armee. Das ist mehr als bloße Wiederbewaffnung – es ist ein politisches Kraftfeld. Die Bundeswehr symbolisiert für viele das Ringen um Souveränität, aber mit welchem Personal? Zahlreiche ehemalige Soldaten der Wehrmacht werden wieder eingesetzt, was für Misstrauen sorgt. Der Kalte Krieg heizt die Gemüter auf, Proteste gegen die Remilitarisierung durchziehen das Land. Die Angst, mächtige Strukturen könnten erneut außer Kontrolle geraten und zu einem Staat im Staate führen, lässt die Debatte hochkochen, verständlicherweise. Sönke Neitzel wirft im Gespräch einen Blick auf diesen Balanceakt: Erst die "Himmeroder Denkschrift" legt einen Grundstein für die Bundeswehr – aber wie demokratisch gelingt dieser Neuanfang eigentlich? Und: Wie lässt sich das Erbe der Vergangenheit mit der Idee vom "Staatsbürger in Uniform" vereinen? Es wird klar, dass dabei helle und dunkle Stunden dicht beieinanderliegen. Die soldatischen Auseinandersetzungen, die an Orten wie Hamburg oder Unna aufflammen, die spektakulären Skandale (ja, der SPIEGEL-Skandal von 1962 inklusive), stehen für eine Armee im Suchmodus. Und doch: In Momenten wie der Flutkatastrophe von 1962 blitzt auf, wozu die Bundeswehr imstande ist, wenn es darauf ankommt. Auch spannend: Die Kontroversen um Atomwaffen, die Wehrpflicht, erste Annäherungen im Rahmen der Ostpolitik. Am Ende bleibt eine Einladung zum Nachdenken: Was lernen wir heute aus dieser Mischung aus Streben, Scheitern und Hoffen? Wer sich dafür interessiert, kann die ganze Folge auf Spotify, Apple Podcasts oder direkt bei der Bundeswehr nachhören.

Die Podcastfolge mit Sönke Neitzel beleuchtet, wie die Bundeswehr vor 70 Jahren aus der Asche von Krieg und Diktatur entstand und welchen Streit die Gründung entfesselte. Im Mittelpunkt stehen die Integration von Wehrmachtsveteranen, die Entwicklung eines neuen Leitbilds und die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen etwa um Skandale und die Rolle der Bundeswehr in der Gesellschaft. Recherchen auf taz.de zeigen, dass gerade die aktuellen Debatten über demokratische Kontrolle und Tradition in der Bundeswehr an Brisanz gewinnen, auch vor dem Hintergrund jüngster Vorfälle. Laut der Süddeutschen Zeitung positioniert sich das Militär heute zunehmend als flexibler Akteur bei internationalen Einsätzen und in der Katastrophenhilfe, wobei die Erinnerung an Fehler und Erfolge der Anfangszeit weiterhin prägt. Die Zeit berichtet in ihrer aktuellen Analyse, dass die Rolle der Bundeswehr im Gefüge der internationalen Sicherheitspolitik neu diskutiert wird – gerade angesichts der geopolitischen Spannungen in Europa und der Frage, wie Geschichte und Gegenwart sinnvoll verbunden werden können.

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