Wirtschaftstristesse hält Gründergeist nicht auf: Jeder Dritte wünscht sich Selbstbestimmung im Job

Noch immer ist das Klima auf dem deutschen Arbeitsmarkt von Skepsis und Unsicherheit geprägt – doch vor allem junge Erwachsene wünschen sich Freiheit und Eigenverantwortung im Beruf. Laut einer neuen Umfrage bleibt die Sehnsucht nach Selbstständigkeit groß, auch wenn viele sich nicht trauen.

heute 15:21 Uhr | 19 mal gelesen

Irgendwie steckt in uns Deutschen doch dieser Funken Unternehmergeist. Trotz düsterer Wirtschaftsprognosen sehen sich immer mehr Menschen danach, ihr eigener Chef zu sein – Zahlen einer aktuellen Ipsos-Befragung im Auftrag von Bolt zeigen: Mehr als ein Drittel der Befragten würde lieber unabhängig arbeiten als angestellt sein. Gerade Jüngere zwischen 18 und 24 Jahren (das finde ich erstaunlich hoch) äußern diesen Wunsch besonders häufig. Allerdings bleibt es oft beim Traum: Lediglich 7 Prozent planen wirklich, in den kommenden zwölf Monaten den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Kein Wunder, wenn der Alltag ständig von Inflation, bürokratischen Hürden und Sorge um soziale Absicherung durchdrungen ist. In den Gesprächen dazu taucht immer wieder das Stichwort "Freiheit" auf – Selbstständigkeit steht offenbar weiterhin für Unabhängigkeit, Eigenverantwortung, ein bisschen Abenteuer vielleicht sogar. Aber halt auch für Wagnis und Unsicherheit – so ehrlich muss man sein. Plattformarbeit, also zum Beispiel Fahren für Firmen wie Bolt, wird von knapp einem Drittel bereits als Tor in die Selbstständigkeit und unternehmerisches Handeln gesehen (das überrascht mich nicht, wenn ich an Lieferdienste und Fahrdienste denke). Wirklich interessant: Viele Teilnehmer der Studie wünschen sich für diese Form der Selbstständigkeit mehr Rechte und Schutz – aber eben nicht, dass alle direkt wieder in klassische Festanstellungen gedrängt werden. Die Zeit verlangt offenbar neue Antworten von der Politik, weg vom festen Job mit Stechuhr, hin zu Mischformen, bei denen Eigenständigkeit und soziale Sicherheit möglich werden.

Die repräsentative Bolt-Studie, durchgeführt von Ipsos UK mit über 2.100 Befragten, unterstreicht: Trotz Sorgen um die Wirtschaft und private Absicherung sehnt sich besonders die junge Generation nach mehr Unabhängigkeit im Berufsleben. Barrieren wie Unsicherheit, Bürokratie und ein Mangel an sozialer Absicherung bremsen viele noch aus. Plattformarbeit – etwa als Fahrer oder Kurier – wird als neuer, flexibler Zugang zur Selbstständigkeit gesehen, wobei der Wunsch nach einem rechtlichen Rahmen und besserem Schutz wächst. Laut aktuellen Berichten (taz, Zeit, Spiegel) fordern Experten und Gewerkschafter weiterhin eine bessere soziale Absicherung für Gigworker, während Unternehmen und einige Politikvertreter auf die Innovationskraft der Plattformökonomie pochen und dabei auf regulatorische Balance für faire Bedingungen drängen. Die Debatte spitzt sich aktuell wegen wachsender Unsicherheit im Arbeitsmarkt und neuen Gesetzesvorschlägen auf EU-Ebene zu, was sich auch in zahlreichen Artikeln, etwa über Arbeitsmodelle der Zukunft, widerspiegelt.

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