Jérôme Boateng: Ein Name, der auf- und absteigt – ein wenig wie ein Song, der sowohl in Euphorie als auch in Melancholie schwingt. Die Dokureihe ‚Being Jérôme Boateng‘ durchleuchtet exakt diese Spannung. Wir begleiten Boateng von den ersten stolpernden Dribblings auf staubigen Plätzen hin zum Weltmeistertitel 2014, einem der strahlenden Helden einer vielgelobten Integrationsgeneration. Und dann der heftige Kontrast: Öffentliches Urteil und eigene Fehler – darunter die medienwirksame Verurteilung wegen Körperverletzung. Fast schon unangenehm ehrlich zieht die ARD damit die Scheinwerfer nicht nur auf Siege und emotionale Höhepunkte, sondern auch auf das, was gerne übersehen wird: die Zerbrechlichkeit hinter dem Glanz.
Das System Profifußball, so scheint’s, produziert gerne Vorzeigefiguren, deren Menschlichkeit mitunter auf der Strecke bleibt. Boateng dient hier als Projektionsfläche für Sehnsüchte nach Helden – dabei wird sein Bild medial immer wieder aufgeladen, gebrochen, neu erfunden. Was suchen wir eigentlich in solchen Figuren? Und wie sehr überfordern wir sie mit unseren Erwartungen? Durch exklusive Archivaufnahmen, persönliche Statements und Stimmen von Wegbegleitern – sein Vater, Ex-Kollegen wie Podolski oder investigative Journalisten – spürt der Film sowohl den Höhen als auch den Brüchen nach.
Regie und Redaktion wählen einen Blick, der das einfache Schwarz-Weiß verweigert. Boateng wird nicht verurteilt, nicht verklärt – sondern als Mensch mit Licht- und Schattenseiten gezeichnet. Vielleicht hält uns diese Doku, bei aller Prominenz, auf subtile Weise einen Spiegel vor, wie wir mit Heldenhaftigkeit im Sport (und vielleicht auch sonst so) hantieren.
Die Doku ‚Being Jérôme Boateng‘ taucht tief in die zwiespältige Biografie des früheren Fußballweltmeisters ein: Sie porträtiert die außergewöhnliche Karriere eines Spielers, der als Inbegriff gelungener Integration galt, und beleuchtet zugleich den Zerfall dieses Mythos angesichts persönlicher Fehltritte. Exklusive Interviews und bislang unveröffentlichtes Material geben einen intensiven, manchmal unbequemen Einblick – und werfen Fragen nach Vorbildrollen, Strukturen im Profifußball und gesellschaftlichen Wunschbildern auf. Interessanterweise rückt die Diskussion über Fußballer als 'Helden' gerade in den letzten Tagen wieder in den Fokus: So berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ ausführlich über aktuelle Vorwürfe gegen weitere prominente Spieler und diskutiert, wie der Profifußball mit Fehlverhalten umgeht, während beispielsweise auf „Spiegel Online“ ein Debattenbeitrag erschienen ist, der die Inszenierung von Sportgrößen kritisch als Spiegel gesellschaftlicher Erwartungen analysiert. Laut „Tagesschau“ beschäftigt jünger auch die soziale Verantwortung von Fußballern — etwa das Spannungsfeld zwischen Vorbild, medialem Druck und persönlichem Scheitern. Das gesellschaftliche Klima rund um Idole und Skandale scheint also spürbar in Bewegung zu geraten. Die Boateng-Doku trifft damit einen hochaktuellen Nerv.