Diskussion um Rentenreform: Beitragsjahre als mögliches Kriterium

Carsten Linnemann von der CDU findet es durchaus überlegenswert, das Rentensystem in Deutschland stärker an geleistete Beitragsjahre zu binden.

heute 14:15 Uhr | 17 mal gelesen

Carsten Linnemann, seines Zeichens CDU-Generalsekretär, brachte sich unlängst in die aufgeflammte Debatte ums Rentenalter ein. Gegenüber den Funke-Medien äußerte er ziemlich deutlich, dass die anstehende Rentenkommission mutig und offen denken solle, statt an alten Überzeugungen festzuhalten. Klartext: Die Idee, weniger das Alter, sondern stärker die Jahre im Beitragskonto zur Richtschnur des Renteneintritts zu machen, solle unbedingt ernsthaft besprochen werden. Hintergrund ist unter anderem, dass SPD-Arbeitsministerin Bärbel Bas kürzlich die Idee öffentlich sympathisch fand, Menschen nicht mehr pauschal nach Alter, sondern individuell je nach Einzahlungsdauer in den Ruhestand zu entlassen. Interessanterweise steht sie da keineswegs allein: Wirtschaftsprofessor Jens Südekum, Berater von SPD-Finanzminister Lars Klingbeil, hat dazu ebenfalls einen Vorschlag in petto. Zwei Varianten sind im Gespräch: entweder das Eintrittsalter flexibel an die Lebenserwartung anpassen oder ein fixes Renteneintrittsalter nach x Jahren Beitragsleistung. Noch dieses Jahr soll die Kommission starten, spätestens 2026 dann Nägel mit Köpfen und ein handfester Gesetzentwurf.

Die Debatte um das Renteneintrittsalter in Deutschland nimmt Fahrt auf und dreht sich aktuell vor allem um Modelle, in denen die Zahl der Beitragsjahre (und nicht das bloße Lebensalter) ausschlaggebend für den Renteneintritt ist. Dieses Modell bindet die Rente stärker an die tatsächliche Erwerbsbiografie, was für Gerechtigkeit sorgen könnte, vor allem für Menschen, die früh ins Arbeitsleben starten oder besonders anspruchsvolle Berufe ausüben. Es gibt dabei noch etliche offene Fragen: Wie würde so ein Modell Praktikerinnen und Praktiker im Handwerks- oder Pflegeberuf betreffen? Welche Auswirkungen hätte so eine Reform auf die langfristige Finanzierbarkeit der Rentenkassen – und: Wo lauern womöglich neue Gerechtigkeitsfallen? In der Forschung und Politik gehen die Meinungen auseinander. Direkt betroffen wären Millionen, vor allem die jüngere Generation (Süddeutsche, ZEIT, FAZ). Viele Ökonomen begrüßen, dass die Debatte um eine Reform endlich konkreter wird, mahnen aber, die Details genau abzuwägen. Interessant ist auch, dass ähnliche Modelle teils in anderen europäischen Ländern bereits angewendet werden, beispielsweise in Italien und Portugal. Die Kommission steht also vor einer kniffligen Aufgabe; ein Systemwechsel könnte aber auch verhindern, dass das deutsche Rentensystem in Schieflage gerät.

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