Ehemaliger Diplomat Ischinger: „Wir waren zu vertrauensvoll“

Wolfgang Ischinger, früherer Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, kritisiert Deutschlands starke Abhängigkeit von den USA und anderen Staaten und äußert Selbstkritik an der bisherigen Außenpolitik.

25.09.25 19:03 Uhr | 54 mal gelesen

In einem Interview mit der 'Zeit' räumt Wolfgang Ischinger ein, dass Deutschland in außenpolitischen Fragen häufig zu gutgläubig war, insbesondere im Vertrauen auf die Vereinigten Staaten und im Umgang mit Russland. Ischinger betont, dass Deutschland aufgrund der aktuellen geopolitischen Spannungen seine außenpolitischen Leitlinien umfassender anpassen musste als andere europäische Länder. Die starke Konzentration auf russische Energielieferungen habe sich im Rückblick als riskantes Kalkül erwiesen, da man unterschätzt habe, wie sehr Russland diese als Druckmittel nutzen könnte. Zum Thema der US-Politik äußerte Ischinger, früher strikt zwischen innen- und außenpolitischen Entwicklungen in den USA unterschieden zu haben, doch angesichts der jüngsten Ereignisse sei diese Trennung fraglich geworden.

Ischingers grundlegende Selbstkritik spiegelt eine weit verbreitete Debatte über Deutschlands außenpolitische Strategie wider. Besonders die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, wie riskant die Abhängigkeit von einzelnen Partnerstaaten – etwa für Energie oder sicherheitspolitische Garantien – sein kann. Die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Europa, gerade unter der Präsidentschaft von Donald Trump, haben dazu beigetragen, dass Deutschland vermehrt eine eigenständigere, kritischere Position in internationalen Beziehungen einnimmt. Aktuelle Berichte aus deutschen Leitmedien vertiefen diese Thematik: Die Bundesregierung prüft laut 'Spiegel' neue Kooperationen in der Sicherheitspolitik, um die Transatlantik-Abhängigkeit zu verringern. Die 'FAZ' berichtet von zunehmenden Diskussionen über eine europäische Verteidigungsunion, während die 'SZ' betont, dass energiepolitische Abhängigkeiten und ihr Abbau zentrale Themen der aktuellen Legislatur sind.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein Beitrag auf spiegel.de analysiert, wie die deutsche Regierung neue internationale Partnerschaften prüft, um weniger abhängig von den USA für sicherheitspolitische Fragen zu sein. Außerdem werden interne Strategien genannt, wie militärische und diplomatische Ressourcen innerhalb Europas besser vernetzt werden könnten. Der Artikel hebt hervor, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine den Handlungsdruck in Berlin erhöht hat. (Quelle: Spiegel Online)

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz.net) beschreibt ausführlich die aktuellen Debatten über eine europäische Verteidigungsunion. Hierbei wird betont, dass Deutschlands außenpolitische Linie vor einer grundlegenden Neuausrichtung steht, um auf internationale Krisen schneller reagieren zu können. Besonders das Verhältnis zu Russland und die US-amerikanische Unsicherheit unter Trump sowie die kritische Lage im Nahen Osten werden als Gründe für diese Umorientierung genannt. (Quelle: FAZ)

Laut einem aktuellen Artikel der Süddeutschen Zeitung (sueddeutsche.de) ist die Reduzierung energiepolitischer Abhängigkeiten ein zentrales Ziel der Bundesregierung. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen die Maßnahmen des Wirtschafts- und Klimaministeriums, die Versorgungssicherheit langfristig durch diversifizierte Energieimporte und verstärkte Investitionen in erneuerbare Energiequellen zu stärken. Der Text ordnet die Zeitenwende in einen größeren geopolitischen Kontext ein. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

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