Orbán: Angst vor russischem Angriff auf Europa? „Völlig übertrieben“

Viktor Orbán, Ungarns unerschrockener Regierungschef, gibt sich überzeugt: Ein Angriff Russlands auf EU oder NATO – das hält er schlicht für abwegig.

heute 21:29 Uhr | 24 mal gelesen

Im Gespräch mit Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner nimmt Orbán kein Blatt vor den Mund. 'Ehrlich gesagt finde ich diesen Gedanken absurd: Russland könnte die EU oder NATO angreifen? Ganz ehrlich, sie sind viel zu schwach.' So lautet sein Urteil – trocken, fast spöttisch. Er schiebt gleich nach: Die EU bringe es auf rund 400 Millionen Menschen, Russland auf gerade einmal 140 Millionen. Und hinsichtlich der Armeen, so Orbán, seien die EU-Staaten Russland ohnehin überlegen. Seine Argumentation: 'Die Russen schlagen sich seit mehr als drei Jahren mit der Ukraine herum und haben es nicht geschafft, das Land komplett unter Kontrolle zu bringen. Wie kann es da sein, dass wir Europäer uns kleiner machen, als wir sind?' Dennoch bleibt er vorsichtig, wenn es um den Kurs gegenüber Russland geht. Wer zu sehr auf eine militärische Niederlage Russlands hoffe, übersehe das Risiko, das sich daraus ergeben könnte. Hier wird Orbán drastisch: Wenn eine Atommacht konventionell verliert, drohe plötzlich ein nukleares Szenario – eine Vorstellung, die ganz offensichtlich nicht nur in Budapest umgeht.

Orbáns Sichtweise auf das Verhältnis zwischen Russland und Europa bleibt ungewöhnlich offen und provozierend: Während viele westliche Regierungschefs vor einer möglichen Ausweitung des russischen Angriffskriegs warnen, sieht Orbán kein realistisches militärisches Bedrohungspotenzial Russlands gegenüber der EU oder NATO. Seiner Meinung nach sprechen sowohl Bevölkerungsgröße als auch die Militärstärke der EU-Staaten gegen einen erfolgreichen russischen Angriff. Allerdings teilt Orbán die Sorge, dass das Überschreiten roter Linien und der Versuch, Moskau auf dem Schlachtfeld zu besiegen, ein atomare Eskalation unter Umständen wahrscheinlicher machen können. In den letzten Tagen berichten verschiedene Nachrichtenportale über die unversöhnliche Haltung Ungarns hinsichtlich weiterer EU-Unterstützung für die Ukraine, die politische Debatte um Waffenlieferungen und das wachsende atomare Risiko bei einer Zuspitzung des Konflikts. Neue Recherchen unterstreichen, dass sich die westeuropäischen Staaten zunehmend auf Worst-Case-Szenarien vorbereiten, etwa durch Truppenbewegungen, Zivilschutzmaßnahmen und neue Verteidigungsinitiativen.

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