Zehn Jahre lang mischt sich ‚Hartz und herzlich‘ unter jene, die vom Rand der Gesellschaft oft unsichtbar bleiben. Unzählige Tage – genauer über 700 Episoden – hat das Team in Sozialwohnungen, auf Straßen und in Wohnzimmern verbracht. Über 500 ganz normale Menschen, verteilt auf 20 Städte, gaben Einblick in ihren sorgenvollen, bewegenden oder manchmal ungefiltert komischen Alltag. In den jetzt kommenden Jubiläumsfolgen lösen sich plötzlich geografische und persönliche Trennlinien auf: Elvis und Katrin aus Mannheim reisen mit einem Augenzwinkern nach Trier und treffen Roger, den singenden Busfahrer, samt seiner Uschi. Auch Valeska aus Trier und Janine, die Zwillingsmama aus Mannheim, finden sofort eine gemeinsame Wellenlänge; die Lebensgeschichten brechen das Eis. Irrwitzig: Pamela aus Rostock und Siggi aus Magdeburg stellen fest, dass sie denselben Ex-Freund hatten – so schreibt eben nur das Leben selbst. Kleine und große Glücksmomente inklusive, wie der erste Meeresblick des 9-jährigen Bryan in Warnemünde, machen klar: Die Doku ist mehr als bloße Armutsberichterstattung, sie leuchtet Zwischenmenschliches aus. Die Sendung wirft zugleich einen Blick zurück: Anhand eines ‘ABC’ voller Themen – von Arbeitslosigkeit bis Zahltag – und mit Kommentaren langjähriger Protagonisten wie Elvis, Jens aus Pirmasens oder Carsten aus Rostock, lebt Vergangenes wieder auf. Und ja, Elvis rührt mit seiner Dankesbotschaft sicher mehr als nur eingefleischte Fans. Beide Sonderausgaben werden von UFA Show & Factual produziert und feiern die leisen Töne wie den lauten Applaus, den diese Menschen verdient haben.
Die Doku ‚Hartz und herzlich‘ zeigt ohne Schnörkel die Lebensrealität vieler Menschen, die dauerhaft oder wiederkehrend mit Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Ausgrenzung kämpfen – ein Thema, das gesellschaftlich oftmals als randständig gilt, aber millionenfaches Schicksal spiegelt. In der Rückschau der Jubiläumsfolgen treffen erstmals Bewohner verschiedener Städte face-to-face aufeinander, erzählen von Überlebensstrategien, Freundschaften und Enttäuschungen, aber auch winzigen Siegen des Alltags. Nach aktuellen Recherchen in der Berichterstattung (u.a. www.taz.de, www.dw.com, www.spiegel.de) wird deutlich, wie sehr Formate wie diese Debatten über die Armutsgrenze, gesellschaftliche Teilhabe und die (oft zwiespältige) Rolle des Fernsehens befeuern. Kritischer Diskurs rund um Reality-Sozialformate ist dabei keineswegs abgeebbt, im Gegenteil: Gerade angesichts steigender Sozialhilfeanträge und grassierender Kinderarmut stellen viele Medien angesichts der Jubiläumsausgabe von ‚Hartz und herzlich‘ die Frage, was nachhaltige Veränderungen auf struktureller Ebene in Deutschland blockiert. Die tatsächlich spürbare Verbesserung der Lebensumstände für viele Protagonisten bleibt ein schwieriges, teils schmerzhaftes Thema.