Emmy für MDR-Animationsdoku: "Auf Fritzis Spuren" begeistert New York

New York/Leipzig – Die prestigeträchtigen International Emmy Awards gehen dieses Jahr unter anderem an die Animationsdoku-Serie "Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?" vom MDR. Die Produktion, eine Kooperation mit WDR, wird als beste Kinderserie im Bereich Factual & Entertainment gefeiert – und rückt damit 35 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung den ostdeutschen Alltag für Kids ins Rampenlicht.

25.11.25 08:03 Uhr | 20 mal gelesen

So richtig glauben will man es kaum – eine Animationsdoku aus Mitteldeutschland holt einen Emmy ins Land. In "Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?" reisen Julian Janssen (ja, "Checker Julian") und die junge Schauspielerin Anna Shirin Habedank als animierte Figuren zurück in eine manchmal graue, oft bunte und stets widersprüchliche DDR-Kindheitswelt kurz vor der Wende. Jede Folge taucht in einen anderen Aspekt des Alltagslebens ein: Musik, Mode, die ständigen Blicke der Stasi. Man fragt sich zwischendurch: Wie war das eigentlich, unter dauerhafter Beobachtung zu wachsen – und was davon steckt noch heute in uns? Die Serie, federführend vom MDR und mit Unterstützung des WDR sowie der Mitteldeutschen Filmförderung entstanden, will keine reinen Rückblenden liefern, sondern jungen Zuschauern die Unsicherheiten und Hoffnungen einer Umbruchszeit greifbar machen. Geistig angestoßen von dem mehrfach preisgekrönten "Fritzi"-Film, drückt "Auf Fritzis Spuren" auf die richtigen Knöpfe, wenn es darum geht, Geschichte jenseits von Klischees zu vermitteln. MDR-Intendant Ralf Ludwig spricht von einem Auftrieb für kommende Projekte, während Regisseur Ralf Kukula darauf beharrt, dass die Serie jungen Menschen die DDR authentisch aufzeigt – ehrlich, diskussionswürdig und ohne Weichzeichner. Kurzum: Dieser Emmy wurde nicht verschenkt.

Der Emmy-Gewinn für "Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?" spiegelt die frische Herangehensweise Deutschlands an die eigene Vergangenheit wider, insbesondere im Kinderfernsehen. Die Serie vereint dokumentarische Recherche mit liebevoller Animation und möchte nicht einfach nostalgisieren, sondern den Blick auf die DDR kritisch, aber verständnisnah für junge Menschen öffnen. Mit der internationalen Anerkennung wird deutlich, wie wichtig es ist, nationale Geschichte neu zu erzählen – gerade angesichts von 35 Jahren deutscher Einheit und der fortdauernden Debatte über Ost-Erfahrungen. In aktuellen Medienbeiträgen wird zudem darauf eingegangen, dass die Darstellung ostdeutscher Biografien und die Vermittlung historischen Wissens für die gesellschaftliche Integration weiterhin bedeutend sind. Darüber hinaus diskutieren zahlreiche Experten, wie Animation und innovative Formate für die Wissensvermittlung an Heranwachsende gerade jetzt, im Umbruch politischer und medialer Realitäten, unverzichtbar geworden sind. Die Serie trifft sowohl den Zeitgeist als auch ein internationales Publikum, das Offenheit für komplexe Erzählungen jenseits nationalistischer oder klischeehafter Geschichtsbilder zeigt.

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