Erfindungsreichtum kennt keine Herkunft: Migranten als Impulsgeber für deutsche Patente

Rund 14 Prozent aller Patentanmeldungen in Deutschland gehen mittlerweile auf das Konto von Menschen mit ausländischen Wurzeln – ein deutlicher Anstieg gegenüber früheren Jahren.

heute 00:02 Uhr | 49 mal gelesen

Man muss wohl kein Statistik-Fan sein, um die jüngsten Zahlen zur Patentlandschaft in Deutschland interessant zu finden: Vor knapp 25 Jahren stammte bloß jedes zwanzigste Patent von Menschen mit Migrationsbiografie. Im Jahr 2020 war es schon jede achte Anmeldung, inzwischen sind es laut einer (noch nicht veröffentlichten) Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft sogar 14 Prozent, also etwa jede siebte. Das klingt nicht nur nach einem massiven Schub, sondern ist auch irgendwie – im besten Sinne – ein Spiegelbild der Gesellschaft heute. Auffällig ist dabei besonders, wie sehr gewisse Regionen die Innovationslandschaft prägen: Am stärksten vertreten sind Erfinderinnen und Erfinder aus Ost- und Südosteuropa. Relativ dicht dahinter folgen Südeuropa, Lateinamerika, der arabische Raum sowie die Türkei. Indische Erfinder:innen stechen sogar besonders hervor. Kleiner Fun Fact dazu: Zwischen 2000 und 2022 hat sich die Zahl von Patentanmeldungen durch Menschen aus Indien von 40 auf satte 495 erhöht. Ein ziemlicher Sprung, wenn man das mal sacken lässt. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wie so oft bei Erfolgsgeschichten, steckt politische (und bürokratische) Arbeit dahinter. Die Autoren der Studie meinen, Deutschlands liberalere Regeln für qualifizierte Zuwanderung hätten hier den Nährboden geschaffen. Ein dicker Pluspunkt also fürs Einwanderungsgesetz und das Bemühen um internationale Fachkräfte. Wobei die Studie mahnt: Die Verfahren rund ums Patentwesen seien weiterhin zu langsam und umständlich. Digitale Prozesse und mehr Personal könnten das ändern. Und, nicht zu vergessen: Eine offene Willkommenskultur ist mindestens genauso wichtig wie technische Infrastruktur.

Während der Anteil von Migrant:innen bei den Patentanmeldungen in Deutschland deutlich gestiegen ist, bleibt Bürokratie ein Hemmschuh: Laut IW-Studie zeigt sich, dass vor allem Menschen aus Ost- und Südosteuropa, aber auch Indien, Südeuropa oder dem arabischen Raum viele Erfindungen hervorbringen. Die Zahlen belegen unter anderem, dass gezielte Zuwanderungspolitik Innovationen fördern kann – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Aktuell gibt es jedoch weiterhin Verbesserungsbedarf bei Antragsprozessen und der gesellschaftlichen Integration, wie verschiedene Medienberichte, etwa von der Rheinischen Post oder dem Handelsblatt, kritisieren. Zudem weisen neue Beiträge aus dem Bereich Wirtschafts- sowie Integrationspolitik darauf hin, dass viele innovative Talente bisher durch lange Bearbeitungszeiten oder fehlende Anerkennungsstrukturen ausgebremst werden; gleichzeitig verdeutlichen sie die Dringlichkeit von Reformen im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die taz beleuchtet die Herausforderungen, die hochqualifizierte Zuwanderer beim Zugang zu deutschen Forschungseinrichtungen und zum Arbeitsmarkt haben: Bürokratische Hürden und unsichere Anerkennung ausländischer Abschlüsse sorgen nach wie vor für Frust und verhindern oft eine raschere Integration von Talenten. (Quelle: https://taz.de)

Auf spiegel.de widmet man sich der Rolle von Innovationen aus aller Welt für den Standort Deutschland und thematisiert sowohl die Chancen durch Migration als auch die strukturellen Mängel bei der Patentvergabe – insbesondere im Vergleich zu anderen Industrienationen. (Quelle: https://www.spiegel.de)

Deutschland.de analysiert jüngst die Auswirkungen des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und lässt dabei betroffene Erfinderinnen und Erfinder zu Wort kommen, die von ihren konkreten Erfahrungen bei Patentanmeldungen, aber auch von ihrem Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung berichten. (Quelle: https://www.deutschland.de)

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