Erstmals seit über einem Jahrzehnt weniger Flüchtlinge in Deutschland registriert

Zum ersten Mal seit 2011 sinkt die Zahl der in Deutschland lebenden Flüchtlinge.

heute 17:18 Uhr | 22 mal gelesen

Zum 31. Juli 2025 lebten in Deutschland etwa 50.000 weniger Flüchtlinge als noch zum Jahresende 2024. Diese aktuellen Zahlen gehen aus einer Kleinen Anfrage der Linkspartei hervor, über welche die "Rheinische Post" in ihrer Ausgabe am Freitag berichtet. Im Dezember 2024 wurde die Anzahl der in Deutschland untergebrachten Flüchtlinge auf 3,545 Millionen beziffert, am Stichtag waren es 3,495 Millionen. 688.518 von ihnen erhielten Flüchtlingsschutz entsprechend der Genfer Konvention, wobei rund 81 Prozent befristete Aufenthaltsrechte besitzen. Circa 17 Prozent verfügen mittlerweile über eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, der verbliebene Anteil lebt mit Duldung oder unbekanntem Status in Deutschland. Die größte Gruppe stammt, wie in den Vorjahren, überwiegend aus Syrien (291.645), gefolgt vom Irak (91.295) und Afghanistan (89.330). Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Linken, Clara Bünger, warnte davor, diese Entwicklung als Erfolg zu feiern, da weltweit nach wie vor zahlreiche Gründe zur Flucht bestehen. Insbesondere die hochgerüsteten EU-Außengrenzen erschweren es Schutzsuchenden, überhaupt nach Deutschland zu gelangen. Angesichts der sinkenden Gesamtzahlen betonte sie, dass es keinen Grund für Debatten um verschärfte Grenzkontrollen oder eine Aussetzung des EU-Asylrechts gebe. Sie fordert stattdessen mehr Fokus auf Teilhabe und Integration statt auf Abschottung.

Erstmals seit dem Jahr 2011 ist die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Flüchtlinge zurückgegangen. Die wichtigsten Herkunftsländer sind weiterhin Syrien, Irak und Afghanistan. Experten und Menschenrechtsorganisationen weisen jedoch darauf hin, dass der globale Migrationsdruck unvermindert anhält und ziehen einen Zusammenhang zwischen der sinkenden Zahl schutzsuchender Menschen in Deutschland und den zunehmend restriktiven EU-Grenzmaßnahmen. Laut aktuellen Berichten der UN-Flüchtlingshilfe sind weltweit mehr Menschen auf der Flucht als je zuvor, mit über 110 Millionen Vertriebenen im Jahr 2024. Gleichzeitig wird die Einreise in die EU und speziell nach Deutschland durch verstärkte Grenzkontrollen und Abkommen mit Drittstaaten erheblich erschwert. Während die abschreckenden politischen Maßnahmen Wirkung zeigen, erhöht dies allerdings die Risiken und Unsicherheiten für Geflüchtete durch gefährlichere Fluchtrouten und längere Aufenthalte in unsicheren Transitländern. Experten fordern deshalb verstärkte Bemühungen um Integration, Arbeitsmarktzugang und gesellschaftliche Teilhabe für die in Deutschland lebenden Menschen mit Fluchthintergrund.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet umfassend über eine geplante Reform des europäischen Asylsystems, mit der strengere Grenzkontrollen und eine schnellere Bearbeitung von Asylanträgen umgesetzt werden sollen. Das Vorhaben stößt sowohl auf Zustimmung als auch auf Kritik, insbesondere von NGOs, die menschenrechtliche Risiken sehen. Parallel bleiben Fragen zur praktischen Umsetzung und zur Lage in Aufnahmelagern offen. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Spiegel Online analysiert die Auswirkungen sinkender Flüchtlingszahlen auf den deutschen Arbeitsmarkt. Während kurzfristig der Integrationsdruck nachlässt, warnen Wirtschaftsexperten vor langfristigen Personalengpässen und einem Fachkräftemangel, wenn weniger Migranten dauerhaft in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Politik müsse Integrationsstrategien verstärken, um bestehende Potenziale zu nutzen. Quelle: Spiegel Online

Die Zeit widmet sich aktuellen Zahlen zur Flüchtlingssituation und beleuchtet, wie schwer es Geflüchtete angesichts neuer EU-Regelungen und Kontrollen haben, überhaupt Asyl in Deutschland zu finden. Die Berichterstattung hebt hervor, dass die politischen Maßnahmen oft zu einer Verschiebung, nicht aber zu einer Reduzierung der globalen Flüchtlingsbewegungen führen. Gleichzeitig wächst die Sorge um humanitäre Standards an den Außengrenzen und in Ankerzentren. Quelle: Die Zeit

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