Ewig fit und immer jung – Wie viel steckt hinter dem Longevity-Hype?

130 Jahre alt werden, voller Energie und Lebensfreude bis zum Schluss – wer den Regeln der Longevity-Welle folgt, hält das für machbar. Doch was ist eigentlich dran am Versprechen ewiger Jugend? Immer mehr Menschen stürzen sich auf das Rezept: Feintuning an Body und Geist, minutiöse Planung von Schlaf, Bewegung, Essgewohnheiten, Hormonhaushalt und sogar Sozialleben. Aber lohnt sich all die Mühe – und was bedeutet das für unser Bild vom Älterwerden? Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" hat genauer hingeschaut.

heute 09:28 Uhr | 167 mal gelesen

Welche Rolle spielt unser Bild vom Alter(n)?

Die Longevity-Gemeinde schwört auf Kurkuma-Shots, Spermidin-Kapseln, NAD+-Booster und allerlei Präparate, die angeblich die Uhr zurückdrehen – mein Supermarktregal sieht plötzlich aus wie eine Mischung aus Labor und Gewürzladen. Aber wie lange wir am Ende wirklich leben, hängt weit weniger von der Pillenwahl als von unserem inneren Altersbild ab, behauptet Prof. Dr. Verena Klusmann (Hochschule Furtwangen). Gerade wenn junge Leute schon mit Anfang 30 penibel versuchen, für ein fittes Altwerden zu optimieren, ist das oft Ausdruck von Angst – Unsicherheit, wie das eigene Alter verlaufen wird. 'Wer alles durchplant, um um jeden Preis Altersgebrechen zu vermeiden, befeuert nur sein negatives Altersbild', mahnt Klusmann. Spannend: Wer Angst vorm Älterwerden entwickelt, dessen Risiko für Demenz oder Herzschäden steigt – der Geist wirkt tatsächlich auf den Körper.

Zwischen Genuss und Optimierungswahn

Klar, sporteln und gesundes Essen sind, das würde kaum jemand leugnen, ein absoluter Gewinn für die Lebensqualität – soweit, so unspektakulär. Doch wenn das ganze Leben nur noch zum Gesundheitsprojekt wird, droht die Freude auf der Strecke zu bleiben, meint Klusmann. 'Sich ständig zu kontrollieren, verfolgt von der eigenen Altersangst, macht ganz schön mürbe', sagt sie – dann fährt das Schicksal doch irgendwann dazwischen, denn niemand kann das Altern ganz austricksen.

Es sei völlig legitim, dem Alter positive Seiten abzugewinnen – und falsch zu glauben, Alter sei nur Krankheit und Gebrechlichkeit. Unsere Lebenserwartung ist ohnehin auf Rekordniveau, und etliche Jahre im Alter verbringen wir sogar ohne größere Beschwerden. Wer Longevity als Wette gegen Falten und Schwächen versteht, wird aber irgendwann zwangsläufig enttäuscht, so Klusmann: Kein Wundermittel kann das Altern völlig abschaffen, auch wenn Vitaminpillen im Trend liegen und Sauerstoff-Therapien hoch im Kurs stehen.

Mehr dazu findet man beim Magazin "Apotheken Umschau" oder in Gesprächsrunden mit Menschen, die schon ein paar Jahre mehr erlebt haben als die meisten Longevity-Influencer.

Der Longevity-Trend verspricht ein langes, vitales Leben durch maximale Selbstoptimierung – aber viele Methoden, von Nahrungsergänzungsmitteln bis Biohacking, sind wissenschaftlich bestenfalls umstritten. Psychologin Verena Klusmann betont, dass neben Ernährung und Bewegung vor allem unsere innere Haltung zum Alter zentral ist: Wer das Alter fürchtet und mit allen Mitteln kontrollieren will, setzt sich unter negativen Druck, der sich sogar gesundheitsschädigend auswirken kann. Neueste Studien und Debatten etwa im 'Spiegel' oder auf 'Deutschland.de' spiegeln eine gewisse Skepsis gegenüber dem Optimierungswahn und erinnern daran, wie wichtig Akzeptanz und Genussfähigkeit fürs Altern sind. Die aktuelle Forschung betont, dass Longevity-Ansätze bislang kaum zeigen konnten, dass sie jenseits allgemeiner Gesundheitsmaßnahmen wirklich signifikant das Leben verlängern – viel wichtiger scheinen Sinn, Beziehungen und Lebensfreude. Trotzdem bleibt das Geschäft mit Verjüngungskuren und Supplements ein boomender Markt.

Schlagwort aus diesem Artikel