Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) betont gegenüber dem "Tagesspiegel", dass die Energiewende eher zu langsam als zu schnell voranschreite. Ein Monitoring könne sinnvoll sein, dürfe aber nicht als Vorwand herhalten, um erforderliche Fortschritte zu bremsen. Jede Verzögerung wirke sich schädlich auf die Wirtschaft, das Klima und technologische Chancen Deutschlands aus. Bernd Weber, Gründer der Denkfabrik EPICO Klima-Innovation, sieht das größte Manko nicht im Tempo, sondern in mangelnder Effizienz. Weniger Energienachfrage rechtfertige keinesfalls ein Einbremsen, stattdessen müssten Strukturreformen forciert werden. Der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien sei essenziell für Versorgungssicherheit und Preisstabilität – eine Drosselung würde Investitionen in zentrale Wirtschaftsbereiche beeinträchtigen. Andreas Löschel, Leitautor beim Weltklimarat IPCC, betont den Bedarf an mehr Grünen Energien, leistungsfähigen Netzen, Flexibilisierung und digitaler Steuerung, auch weil die Elektrifizierung langsamer vorranschreitet als geplant. Er plädiert für eine flexible Anpassung des Ausbautempos bei erneuerbaren Energien.
Die Fachleute sind sich einig, dass Deutschland beim Ausbau erneuerbarer Energien das Tempo deutlich steigern muss, um den Klimazielen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Verzögerungen beim Wind- und Solarenergie-Ausbau gefährden nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, sondern erhöhen auch langfristig die Kosten für Gesellschaft und Umwelt. Bisherige Monitoring-Initiativen stoßen zwar auf Zustimmung, werden aber kritisch betrachtet, wenn sie als Instrument zur Verteuerung oder Verzögerung dringend benötigter Maßnahmen dienen könnten.
Ergänzende aktuelle Recherchen zeigen: Die Debatte wird durch kurzfristig stagnierende Ausbauzahlen und sinkende Investitionen beeinflusst. Studien warnen, dass das 80-Prozent-Ziel für 2030 ohne höhere Zubauraten bei Wind- und Photovoltaik kaum erreichbar ist. Internationale Vergleiche verdeutlichen, dass andere Staaten ihre Erneuerbaren-Ausbauziele derzeit schneller umsetzen; Fachleute fordern deshalb neue Investitionsanreize, Bürokratieabbau und entschlossene Reformen beim Netzaus- und Speicherausbau.