Geld darf kein Geheimnis mehr bleiben: Warum Gehaltstransparenz in Deutschland an Bedeutung gewinnt

Jahrelang war in Deutschland das Gehalt ein Tabuthema – das könnte sich jetzt ändern. Die kommende EU-Richtlinie zur Lohntransparenz zwingt Unternehmen ab 2026 zu mehr Offenheit, was nicht nur für die Mitarbeitenden, sondern auch für die Arbeitskultur im Land einen Umbruch bedeutet. Das Ziel: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und mehr Gerechtigkeit – vor allem zwischen den Geschlechtern.

04.11.25 11:50 Uhr | 55 mal gelesen

Dass viele Angestellte in Deutschland ihre genaue Bezahlung nur schätzen können, ist kein Geheimnis. Der neue Gehaltsreport 2026 von Michael Page bringt es auf den Punkt: Über die Hälfte der befragten Beschäftigten hält das Thema Geld für ein undurchdringliches Dickicht, in dem wenige Einblicke gewährt werden. Besonders deutlich wird diese Unzufriedenheit unter Vertriebs- und Marketingfachleuten, von denen rund 75 Prozent mehr Offenheit bei Gehaltsfragen fordern. Wer seine finanziellen Wünsche am Arbeitsmarkt durchsetzen will, muss allerdings immer häufiger digitale Skills vorweisen. Menschen, die sich fortbilden – sei es in Sachen Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung –, können beim Bewerbungsmarathon punkten und teils kräftige Gehaltszuschläge heraushandeln. Vor allem Tech-Fachkräfte und Experten für Finanzen winken satte Pluspunkte. Aber eines ist klar: Transparenz, wie sie nun von oben verordnet wird, soll nicht bloß Gehaltsgespräche vereinfachen, sondern auch eine neue Unternehmenskultur schaffen. Unternehmen, die das ernst nehmen, werden vor allem beim Wettbewerb um junge Talente kaum zu übersehen sein.

Der Wandel in Sachen Gehaltstransparenz ist nicht nur eine bürokratische Neuerung, sondern könnte deutsche Arbeitswelten tatsächlich verändern. Nach Recherchen aktueller Artikel etwa in der Süddeutschen Zeitung und auf Spiegel Online stößt die geplante EU-Lohntransparenz-Richtlinie auf gemischte Reaktionen: Einige Experten betonen, dass mehr Offenheit Ungleichheiten abbauen kann, während Unternehmen Herausforderungen bei der Umsetzung fürchten – etwa durch potenzielle Unruhe oder Neiddebatten. Besonders hervorgehoben wird, dass Arbeitnehmer:innen mit ausgeprägten IT- und KI-Kenntnissen künftig nicht nur gefragter, sondern auch mutiger in Gehaltsverhandlungen auftreten; für manche Branchen kann der Schritt zur Transparenz sogar die Unternehmenskultur grundlegend prägen. Zweifel bleiben jedoch, ob bloße Offenlegung ausreichende Fortschritte bringt oder ob echte Gleichbehandlung doch tiefere Veränderungen braucht. Zudem zeigen Recherchen, dass viele Unternehmen noch kaum Vorbereitungen auf die neuen Vorschriften getroffen haben und Personalabteilungen die Unsicherheit teilen, wie groß der Einfluss von mehr Transparenz auf die tatsächliche Lohnlücke letztlich ausfallen wird.

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