Geo-Monitor 2025: Geographie als Schulfach unterschätzt – Warum der Unterricht wichtiger ist denn je

Stuttgart – Ein beachtlicher Teil der Lehrkräfte in Deutschland sieht das Schulfach Geographie im Schulalltag zurückgedrängt, auch wenn es aus ihrer Sicht bei zentralen Zukunftsfragen wie Klimawandel und globaler Entwicklung messbar an Bedeutung gewonnen hat.

heute 13:22 Uhr | 24 mal gelesen

Die neueste Auswertung des Geo-Monitor, organisiert durch die Universität Münster, die PH Karlsruhe sowie den Ernst Klett Verlag, wirft ein Schlaglicht auf das Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Relevanz und schulischer Wertschätzung des Fachs Geographie. Über 900 Bildungsakteure – darunter viele, die tagtäglich vor der Klasse stehen – gaben Einblick in ihren Alltag und ihre Sorgen. Das Ergebnis: Besonders im Blick auf wachsende Umwelt- und Globalisierungsthemen wünschen sich viele mehr Anerkennung und Spielraum für Geographie. Dennoch findet das Fach in manchen Bundesländern weniger Gehör und verschwindet Stück für Stück aus den Stundentafeln – eine Entwicklung, die Professor Janis Fögele von der PH Karlsruhe alles andere als zufriedenstellt: 'Gerade jetzt brauchen wir die Geographie, um Schüler*innen auf die Welt da draußen vorzubereiten. Aber unser Fach rutscht immer weiter ins Abseits.' Die Fortführung einer ersten Studie von 2020 zeigt deutliche Trends: Die Bereitschaft für mehr Exkursionen, kreativen Unterricht oder stärkere Verankerung von Nachhaltigkeit trifft oft auf strukturelle Hürden: zu wenig Zeit, zu starre Lehrpläne, politische Unentschlossenheit. Aus der Umfrage spricht trotzdem Hoffnung, aber auch Frust und ein Schuss Pragmatismus: Viele Lehrkräfte wünschen sich, das Alleinstellungsmerkmal 'Mensch-Umwelt-Verbindung' endlich zum zentralen Bestandteil des Unterrichts zu machen und nachhaltige Inhalte im wörtlichen Sinne erlebbar zu vermitteln. Ernst Klett Verlag und die Forschungsinstitute präsentieren deshalb ein gemeinsames Positionspapier mit klaren Forderungen – etwa mehr Stunden auf dem Stundenplan, engagierte Öffentlichkeitsarbeit und flexiblere Lehrpläne, die aktuelle wie regionale Themen ins Zentrum rücken. Exkursionen? Sollten verpflichtender Standard werden. Noch ist die Zukunft des Schulfachs offen – und es ist, ehrlich gesagt, ungewiss, wie Politik und Gesellschaft reagieren werden. Eines immerhin zeigt die hohe Beteiligung: Das Herz vieler Lehrkräfte schlägt noch immer leidenschaftlich für die Geographie.

Die Geo-Monitor-Studie 2025 macht das Dilemma des Fachs Geographie in deutschen Schulen sichtbar: Lehrkräfte erkennen seine zentrale Bedeutung für Gegenwarts- und Zukunftsfragen – insbesondere angesichts der Klimakrise, zunehmender Disparitäten und geopolitischer Verwerfungen. Trotz dieses Hintergrunds verliert das Schulfach jedoch an curricularer Präsenz, was mit politischen und strukturellen Vorgaben begründet wird. Laut neuen Medienberichten werden Fächer wie Sozialwissenschaften oder Informatik teils stärker priorisiert; die Forderung nach mehr Geographie-Unterricht und einer stärkeren Integration nachhaltiger Bildung wächst dennoch, nicht nur aus bildungspolitischer, sondern auch aus gesellschaftlicher Sicht. In den taz-Berichten der letzten Tage etwa wird darauf verwiesen, dass Deutschland insgesamt an einer Reform der Fächerstrukturen arbeitet, wobei das Fach Geographie unter die Räder zu geraten droht (vgl. Quelle: taz). Auch die Zeit ging jüngst kritisch auf die aktuelle Bildungsdebatte ein und betonte die Notwendigkeit, Vermittlung von Umweltzusammenhängen stärker in Schulen zu verankern (vgl. Quelle: DIE ZEIT). Die Süddeutsche meint sogar, Geographie-Lernen sei angesichts geopolitischer Krisen wichtiger denn je, werde aber nach wie vor unterschätzt und büße weiter an Einfluss ein (Quelle: Süddeutsche Zeitung). Zusätzlich zeigt ein Blick auf internationale Vergleichsstudien, dass Länder mit einem gestärkten Geographie-Unterricht bei der Bewältigung gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen oft besser abschneiden. Innovative Unterrichtsansätze, etwa projektbezogenes oder forschendes Lernen, gewinnen in aktuellen Diskussionen an Boden. Es bleibt zu hoffen, dass der vorliegende Anstoß nicht verhallt, sondern bildungspolitische Prozesse tatsächlich ankurbelt.

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