Neuss, ein gewöhnlicher Tag, doch in den Köpfen der Apothekerinnen und Apotheker brodelt es: Die Apothekenlandschaft steht vor einer Zäsur. Während der Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) schlug Dr. Armin Hoffmann, der Kammerpräsident, mahnende Töne an. Der aktuelle Referentenentwurf zur Weiterentwicklung der Apothekenversorgung? Laut Hoffmann noch ziemlich ausbaufähig, besonders angesichts des nahenden Kabinettsbeschlusses.
Alte Strukturen geraten ins Wanken. Reformbedarf ist nicht neu – gerade die alternde Bevölkerung, schwindende Gesundheitsbildung und der Wunsch nach wohnortnaher Versorgung sind Dauerbrenner. Doch die Sorge bleibt, dass der Entwurf Lücken birgt, die zum echten Problem auswachsen können. Hoffmann und Kollegen mahnen an: Verlässliche Honorare, die zur Not auch über neue Verteilungsmodelle laufen könnten, müssen gesichert werden – auf gut Glück reicht nicht.
Auch die Kompetenzen des pharmazeutischen Personals stehen auf dem Prüfstand. Eine klare Vertretungsregelung für PTA, das gezielte Fördern neuer Aufgaben wie Impfungen oder Telepharmazie – all das verlangt nach präziser Gestaltung, sonst drohen Chaos und Lücken in der Versorgung. Nicht zu vergessen: Politik muss für offene Gespräche verfügbar sein. Hoffmann und ABDA-Präsident Thomas Preis rufen die Basis zum Dialog auf, auch lokal mit Abgeordneten.
Abseits des politischen Parketts gab’s aber auch Momente zum Durchatmen. Anerkennung für jene, die im Ehrenamt oder durch Weiterbildung Herausragendes für den Berufsstand leisten, wurde sichtbar zelebriert. Zwei Delegierte, Jan Simons und Bahman Ansari Khaledi, wurden für ihr langjähriges Engagement ausgezeichnet. Weiterbildungsabsolventinnen und -absolventen erhielten erstmals im großen Rahmen Applaus – ein Zeichen, wie wertvoll permanente Entwicklung im Apothekenwesen ist. Gerade die Prämierung der ersten bundesgeprüften Absolventen der Pädiatrischen Pharmazie, einem NRW-Impuls, wurde mit Stolz erwähnt.
Der Alltag in öffentlichen Apotheken bleibt eine Gratwanderung zwischen Berufung und Systemdruck. Die AKNR erinnert: Die Versorgung der Menschen ist staatliche Aufgabe und Herzensangelegenheit gleichermaßen. In solch einer Phase des Wandels ist eine wache Standesvertretung umso wichtiger.
Der Text bringt auf den Punkt, was viele Apotheken derzeit umtreibt: Der aktuelle Reformvorschlag des Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetzes ruft gemischte Gefühle hervor. Einerseits ist allen Akteuren klar, dass sich etwas verändern muss – die Herausforderungen sind angesichts Fachkräftemangels, demografischer Entwicklung und einer immer digitaler werdenden Gesellschaft offenkundig. Allerdings machen die vorgeschlagenen Reformen bis dato eher den Eindruck von Stückwerk als von nachhaltigem Konzept: Es mangelt an Planungssicherheit, die Rolle von PTA bleibt schwammig, die Finanzierung der Apothekenleistungen ist nicht zukunftsfest.
Tatsächlich kritisiert die ABDA laut spiegel.de, dass der Referentenentwurf an den realen Problemlagen vorbeigehe: Eine stabile Versorgung insbesondere auf dem Land sei so nicht zu gewährleisten; zudem fordern die Apothekenvertreter mehr Spielraum bei telepharmazeutischen Leistungen und eine bessere Honorierung gerade für schon lange etablierte Leistungen wie Rezepturen und Nacht- oder Notdienste (Quelle: [spiegel.de](https://www.spiegel.de)). Die Sueddeutsche zufolge wächst der Frust in den Apotheken, weil die geplanten Änderungen zwar einen Modernisierungsschub anstreben, letztlich aber keinen Gewinn für den Berufsstand bedeuten: Insbesondere werde der Bürokratieabbau nicht ausreichend ernst genommen, so Stimmen aus Nordrhein (Quelle: [sueddeutsche.de](https://www.sueddeutsche.de)). Laut taz.de ist zudem fraglich, wie effektiv die Reform neue Dienstleistungen wie das Impfen oder Telepharmazie voranbringt, da vielerorts schlicht das Personal fehlt. Branchenakteure befürchten, dass notwendige finanzielle und rechtliche Anreize im Entwurf bislang so schwach ausfallen, dass viele Angebote im Papierstadium stecken bleiben könnten (Quelle: [taz.de](https://taz.de)).
Insgesamt ist der Umgangston zwischen Politik und Berufsstand weniger konfrontativ geworden, aber die Erwartung an Nachbesserungen ist immens. Besonders auf dem Land, wo Apotheken Schließungen fast schon Routine sind, spitzt sich die Lage zu. Der Berufsstand fordert: Bessere Rahmenbedingungen und stärkere Anerkennung sind unverzichtbar, um die wohnortnahe Gesundheitsversorgung auch künftig stemmen zu können.