Großer Bedarf, wenig Umsetzung: Deutsche Firmen und die KI-Weiterbildungsfalle

Berlin / Frankfurt – Während Künstliche Intelligenz die Wirtschaft umkrempelt, suchen deutsche Unternehmen dringend nach Orientierung. Laut einer aktuellen Erhebung von Masterplan und Amadeus Fire steht fest: Zwischen technologischem Aufbruch und betrieblicher Bildung herrscht ein tiefes Gefälle – der Qualifizierungsbedarf ist erkannt, doch die entsprechenden Weiterbildungsangebote bleiben zurück.

heute 16:07 Uhr | 25 mal gelesen

Die neue Studie beleuchtet den aktuellen Stand der betrieblichen Weiterbildung in puncto KI und Digitalisierung und stützt sich auf über 300 Rückmeldungen von HR- und L&D-Verantwortlichen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Ergebnis: Die meisten Firmen haben durchaus im Blick, welche Kompetenzen sie in Zukunft dringend brauchen – der Weg dorthin ist jedoch holprig, von offenen Fragen und Unsicherheiten begleitet.

Immerhin 62 Prozent der Befragten nennen KI-Kompetenzen als Top-Thema für die nahe Zukunft. Allerdings haben bislang nur 35 Prozent entsprechende Trainings in petto – ein frappierender Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Auch bei Digitalisierungsangeboten klafft eine Lücke zwischen Bedarf (über die Hälfte sieht sie als sehr relevant) und tatsächlichem Schulungsangebot (nur ein Viertel).

"Wir erleben, dass die technische Entwicklung den Qualifikationsalltag längst überholt hat", sagt Monika Wiederhold von Amadeus Fire. Sie fordert, dass Unternehmen die Herausforderung aktiv annehmen – wer sich jetzt um digitale Kompetenzen drücke, verliere morgen den Anschluss und riskiere, abgehängt zu werden.

Erkannter Mangel, schwaches Angebot

Das sogenannte Bedarf-Angebot-Paradoxon wird immer offensichtlicher: Themen wie KI, digitale Technologie und Tools sind zwar in aller Munde, doch pragmatische Schulungen fehlen. Während klassische Führungs- und Pflichtschulungen zum Alltag gehören, bleiben Innovationsthemen auf der Strecke.

Ein weiteres Problem: Die digitale Infrastruktur hinkt hinterher. Über die Hälfte der befragten Unternehmen hat keine zentrale Lernplattform, andere haben die Umsetzung nicht mal eingeplant. Die Folge? Ohne solide technische Basis bleibt KI-Weiterbildung reine Theorie – so der nüchterne Befund des Berichts.

Stefan Peukert von Masterplan bringt es auf den Punkt: "Der Wille ist da, an der Umsetzung hapert es. Viele wissen gar nicht, wo sie eigentlich ansetzen sollen." Weiterlernen müsse langfristig Teil der Unternehmenskultur werden – und zwar mehr als bloß ein vereinzeltes Event.

Transformation ohne Startblock

Besonders deutlich: Wer morgen KI-Meister werden will, braucht heute schon solides Digitalwissen. Doch derzeit verfügen nur knapp ein Drittel der KI-affinen Unternehmen überhaupt über Digitalisierungs-Trainings – der Rest betreibt Salti ohne Netz. Fazit: Die Bildungspraxis hinkt dem Hype um KI weit hinterher.

"KI ist zwar das große Thema – aber ohne digitale Hausaufgaben zu machen, verpufft jedes Schulungsangebot", resümieren die Autorinnen und Autoren.

Rahmen der Untersuchung

Der jüngste "L&D Report 2025 – Weiterbildungsbedarf im Wandel", erstellt von Masterplan.com in Zusammenarbeit mit Amadeus Fire, beleuchtet die Weiterbildungswirklichkeit und -bedarfe in Unternehmen des DACH-Raumes. Basis sind Befragungen, erhoben im September 2025. Mehr Hintergründe und Zahlen gibt es hier im Report.

Ein Wort zu den Initiatoren

Masterplan.com aus Bochum will seit 2017 Weiterbildung digital, unkompliziert und motivierend machen – mit bald 12.000 Lernelementen, eigenen KI-Tools, vielfältigen Sprachen und angepassten Lernpfaden. Einen Kundenstamm aus 300+ großen Unternehmen, von VW bis DZ Bank, bringen sie dabei bereits mit. Mehr zu Masterplan gibt’s hier.

Amadeus Fire AG gehört zu den führenden Anbietern für Personaldienstleistungen und Weiterbildung in Deutschland. Ihren Fokus legen sie auf die Vermittlung und Qualifikation von kaufmännischen und IT-Fachkräften – und bieten neben Zeitarbeit und Vermittlung auch praxisnahe Schulungen und geförderte Bildungsangebote an. Mehr Infos unter hier.

Die Diskrepanz zwischen dem erkannten Qualifizierungsbedarf für Künstliche Intelligenz und anderen digitalen Kompetenzen und den tatsächlich existierenden Weiterbildungsangeboten in deutschen Unternehmen bleibt alarmierend hoch. Obwohl nahezu zwei Drittel der befragten Unternehmen KI als zentrales Weiterbildungsfeld einstufen, scheitert die Umsetzung oft an fehlenden Trainingsangeboten und der mangelnden digitalen Infrastruktur, was das Risiko erhöht, dass Firmen beim technologischen Wandel abgehängt werden. Hinzu kommt, das – so aktuelle Berichte etwa bei der FAZ und Zeit Online – die Regierung und Wirtschaftsverbände verstärkt Druck machen, die Defizite in der digitalen Bildung schneller zu beheben, da Deutschland im internationalen Vergleich bereits zurückfällt (vgl. Quelle: FAZ, Quelle: Zeit Online). International und branchenübergreifend wächst zudem die Sorge, dass sich der Fachkräftemangel durch fehlendes Qualifizierungsangebot noch verschärft, zumal neue KI-Anwendungen immer schneller auf den Markt drängen und damit die Anforderungen an Mitarbeitende stetig verändern (Quelle: DW). Gleichzeitig betonen Bildungsexpert:innen auf Plattformen wie t3n.de, dass die Organisation und Strategie der Weiterbildung selbst das größte Hindernis bleiben, nicht der mangelnde Wille oder fehlende Technologien. Weitere Details aus meiner Internetrecherche: – Nach ze.tt haben in ersten Pilotunternehmen gezielte KI-Lerninitiativen die Produktivität erhöht und die Wechselbereitschaft gesenkt; entscheidend seien flexible, personalisierte Lernpfade. – Die Bundesregierung will mit neuen Förderprogrammen für Weiterbildung und speziellen KI-Offensiven insbesondere kleine und mittelständische Betriebe unterstützen (Spiegel). – Diskutiert wird verstärkt die Möglichkeit, Weiterbildungszeiten gesetzlich stärker zu verankern und zu vergüten, um die Umsetzungsquote bei den Unternehmen zu verbessern (Süddeutsche, taz).

Schlagwort aus diesem Artikel