Mitten in der norddeutschen Novemberdämmerung, anlässlich des Buß- und Bettags, schlüpft ausgerechnet ein Linken-Politiker in die ungewohnte Rolle des Predigers: Jan van Aken, einst streng katholisch erzogen, inzwischen frei von Konfession und strikter Verfechter der Trennung zwischen Staat und Kirche, hält in einer evangelischen Kirche eine Predigt. Doch statt theologischer Thesen rückt van Aken ein brennendes Sozialthema in den Fokus: das Menschenrecht auf Wohnen. Die Veranstaltung wird nicht nur von der Kirche, sondern auch von Amnesty International organisiert – eine spannende Allianz, wie ich finde. Es ist bemerkenswert, wie gerade politische Akteure und Menschenrechtsorganisationen gemeinsam nach Antworten suchen, während sich Mieten und Wohnungsnot längst als Dauerbrenner in unseren Städten festgesetzt haben. Da fragt man sich: Wie offen kann eine Kirche heutzutage für gesellschaftlichen Protest und Impulse von außen sein? Dass van Aken, mit seiner persönlichen Biografie zwischen Religion und Säkularismus, diesen Spagat wagt, ist zumindest ein Zeichen, dass die Debatte weitergeht. Ob daraus mehr erwächst als ein Abend voller Worte, bleibt abzuwarten – mir persönlich macht schon dieser ungewöhnliche Ort für politische Predigten Hoffnung auf neue Lösungen, abseits eingefahrener Bahnen.
Jan van Aken, Chef der Partei Die Linke, predigt am Buß- und Bettag in einer evangelischen Kirche in Hamburg – Thema: das Menschenrecht auf Wohnen. Organisiert wird die Veranstaltung gemeinsam mit Amnesty International, was signalisiert, wie gesellschaftspolitisch aufgeladen das Thema gerade ist. Van Akens Werdegang, von streng katholisch zu konfessionslos, unterstreicht die Dynamik zwischen religiösen Räumen und aktuellen sozialen Fragen. Übrigens: Die Debatte um bezahlbaren Wohnraum in Deutschland ist hochaktuell: Laut aktuellen Artikeln auf Tagesschau.de und Zeit.de stagnieren die Neubauzahlen, Mieten schnellen vor allem in Großstädten weiter in die Höhe und Initiativen fordern stärkere staatliche Regulierung. Kirchen öffnen sich zunehmend sozialen Debatten und betonen ihr Engagement für Wohnungslose und Geflüchtete. Der Schulterschluss von Kirche, Politik und NGOs ist Ausdruck des dringenden Handlungsbedarfs in der Wohnungspolitik.