Es war kein gewöhnlicher Freitag: In vielen Orten nutzten Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, um zu Protesten gegen den Wehrdienst zu erscheinen – teils ganz bewusst während der Schulzeit. Gerade in Berlin strömten Tausende auf Straßen und Plätze, ihre Schilder und Parolen drückten nicht nur ihre Ablehnung gegen den neuen Wehrdienst aus, sondern mischten sich auch mit anderen gesellschaftskritischen Stimmen und Solidaritätskundgebungen, darunter Pro-Palästina-Rufe. Manches wirkte vielleicht etwas durcheinander – aber es war spürbar, dass viele das Bedürfnis hatten, zu zeigen: 'Wir wollen darüber mitreden!' Hintergrund ist der Beschluss des Bundestags am Vormittag: Bis 2026 soll das neue Wehrdienst-Modell greifen. Geplant ist eine freiwillige Teilnahme für junge Menschen beiderlei Geschlechts, wobei männliche 18-Jährige per Fragebogen zur Mitwirkung verpflichtet werden, weibliche können sich äußern, müssen aber nicht. Besonders umstritten: Für Männer, die ab Anfang 2008 geboren wurden, wird die Nutzung des medizinischen Auswahlverfahrens (also die sogenannte Musterung) wieder obligatorisch. Nicht nur unter Heranwachsenden sorgt das für heftige Diskussionen.
Die breite, teils spontane Protestwelle gegen den neuen Wehrdienst unterstreicht, wie polarisiert die Stimmung zum Thema Wehrpflicht ist – insbesondere bei der jüngeren Generation. Viele Teilnehmer äußerten Sorge, ein solcher Schritt bedeute eine schleichende Militarisierung und führe zu zusätzlichem Druck, insbesondere auf junge Männer ab 18. Die Bundesregierung wiederum betont, dass der Dienst freiwillig beginnen und attraktiver werden solle; dennoch sehen Kritiker die Gefahr, dass eine Ausweitung der Verpflichtungen über kurz oder lang unausweichlich wird. Bemerkenswert dabei: Auch Stimmen aus der Friedensbewegung und progressive Gruppierungen melden sich zu Wort und verweisen auf Alternativen wie zivilgesellschaftliches Engagement und internationale Verständigung. Laut aktuellen Medienberichten bleibt abzuwarten, wie sich die Norm in der Praxis etabliert – und ob der gesellschaftliche Dialog dazu ausreicht, die tiefgehenden Bedenken aufzulösen.