Es geht den Bischöfen nicht um kurzfristige Schlagzeilen, sondern um eine ehrliche, unaufgeregte Debatte über die widerstandsfähige Gestaltung unseres Sozialstaats. Bischof Wilmer bringt es so auf den Punkt: Wir sollten nicht vergessen, wie sehr wir von einem System profitieren, dessen Grundfesten Solidarität und Subsidiarität sind – Werte, ohne die Gemeinschaft allenfalls ein loses Versprechen bliebe. Weihbischof Anton Losinger (Augsburg), der sich gewohnt klar äußert, drängt darauf, dass jedes politische Konzept ernsthaft daraufhin geprüft wird, ob es Armut wirklich verringert. Der demografische Wandel macht deutlich: Immer weniger junge Menschen sollen immer größere Lasten schultern – ein Balanceakt, der die Frage der Generationengerechtigkeit wie einen Schatten mit sich trägt.
Das Papier der Kommission betont, dass man bei der sozialen Sicherung nicht nur das Füllhorn öffnet und immer neue Mittel ausschüttet – steuerliche oder beitragsbezogene Erhöhungen finden kaum Akzeptanz; Prioritäten und Zielgenauigkeit sind gefragt. Sozialleistungen, so Prof. Dr. Martin Werding von der Universität Bochum, müssen da ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden – und strukturelle Fragen wie Renteneintrittsalter dürfen nicht zum Tabu erklärt werden. Es braucht Mut zu offenen Gesprächen über unbequeme Maßnahmen, meint Wilmer, um Vertrauen in Demokratie und Institutionen zu stärken – auch und gerade, wenn es unbequem wird.
Wer Genaueres sucht, findet das Originaldokument auf www.dbk.de. Die deutsche Bischofskonferenz steht für Rückfragen oder Anregungen bereit; das Positionspapier darf als Anlass verstanden werden, dass Reformdebatten nicht mehr länger im Elfenbeinturm stattfinden dürfen.
Die katholische Bischofskonferenz Deutschlands hat neue Impulse für die Zukunft der Sozialversicherungen angestoßen und dringenden Reformbedarf herausgestellt. Das Kommissionspapier kritisiert, dass der demografische Wandel viele aktuelle Modelle an ihre finanziellen und gesellschaftlichen Grenzen bringt – was Risiken sowohl für die Generationengerechtigkeit als auch für den sozialen Zusammenhalt birgt. Konkret schlagen die Autoren unter anderem eine zielgenauere Verteilung von Unterstützungsleistungen, die Prüfung eines höheren Renteneintrittsalters und ein Ende der pauschalen Beitragserhöhungen vor.
Recherchen zeigen, dass ähnliche Themen derzeit in zahlreichen Medien intensiv debattiert werden. So befasst sich etwa die FAZ in einem aktuellen Artikel mit der Unsicherheit der gesetzlichen Rente und der Debatte um ein höheres Renteneintrittsalter, während die Süddeutsche Zeitung Sorgen über die wachsende Altersarmut und die Notwendigkeit gezielter Sozialmaßnahmen thematisiert. Die Zeit wiederum unterstreicht die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und empfiehlt einen „neuen Generationenvertrag“, um die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte solidarisch zu lösen.