Kommunale Haushaltsdefizite weiterhin wachsend

Im ersten Halbjahr 2025 ist das Defizit der kommunalen Haushalte in Deutschland weiter angewachsen. Besonders die Kernhaushalte tragen maßgeblich zur zunehmenden Finanzlücke bei.

01.10.25 08:30 Uhr | 88 mal gelesen

Die Gemeinden und Gemeindeverbände in Deutschland (ohne Stadtstaaten) haben im ersten Halbjahr 2025 ein Finanzierungsdefizit von 19,7 Milliarden Euro verzeichnet. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist das Minus damit zum dritten Mal infolge gestiegen: Im ersten Halbjahr 2024 lag das Defizit bei 17,5 Milliarden Euro, 2023 noch bei 7,3 Milliarden Euro. Hauptursache bleibt eine stärkere Zunahme der Ausgaben im Vergleich zu den Einnahmen. Während die bereinigten Ausgaben um 6,9 Prozent auf 198,7 Milliarden Euro kletterten, wuchsen die bereinigten Einnahmen mit 6,2 Prozent langsamer auf 179,0 Milliarden Euro. Die Personalkosten (+6,3%), Sachausgaben (+5,6%), Sozialleistungen (+6,4%) und insbesondere die Zinsausgaben (+18,8%) stiegen besonders stark. Während die Steuereinnahmen insgesamt nur leicht um 2,8 Prozent zulegten und die Einnahmen aus der Gewerbesteuer kaum stiegen, wuchsen Verwaltungs- und Nutzungsgebühren kräftiger. Ein Teil der Entwicklung ist zudem auf neue Bilanzierungsvorschriften zurückzuführen, insbesondere im ÖPNV-Bereich.

Das Defizit der kommunalen Haushalte in Deutschland befindet sich weiterhin auf einem wachsendem Niveau. Der starke Anstieg bei den Ausgaben, insbesondere für Personal, Sachkosten, Sozialleistungen und Zinszahlungen, übersteigt die vergleichsweise schwächere Entwicklung der Einnahmen. Die jüngsten Zahlen illustrieren, wie sehr externe Faktoren – etwa gestiegene Kosten im Sozialbereich, Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst sowie inflationsbedingte Mehrausgaben – die kommunalen Finanzen belasten. Hinzu kommen pandemiebedingte Ausgaben sowie Belastungen durch Investitionen in Klimaschutz, Digitalisierung und Infrastruktur. Auch die Integration von Geflüchteten wirkt sich weiterhin aus. Laut aktuellen Medienberichten diskutieren Kommunalverbände über eine umfassende Gemeindefinanzreform sowie stärkere finanzielle Hilfen durch Bund und Länder, um die infrastrukturellen Herausforderungen und steigenden Soziallasten zu bewältigen. Ein Umdenken bei der Finanzverteilung und eine Verbesserung staatlicher Zuweisungen werden insbesondere von Städten und Gemeinden gefordert. Experten sehen die nachhaltige Finanzierung der kommunalen Daseinsvorsorge als zentrale Zukunftsaufgabe angesichts steigender gesellschaftlicher Anforderungen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass zahlreiche Kommunen vor schwierigen Haushaltsentscheidungen stehen: In etlichen Städten sind Kürzungen bei sozialen Angeboten, Investitionen und Bauprojekten geplant, da die Einnahmen nicht mit den steigenden Kosten Schritt halten können. Verschärft wird die Lage durch zusätzliche Ausgaben für die Integration Geflüchteter und steigende Energiepreise, während Kommunalverbände eine stärkere Beteiligung von Bund und Ländern fordern. Die Forderung nach einer umfassenden Reform des kommunalen Finanzausgleichs steht aktuell erneut im Fokus (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Der Spiegel hebt hervor, dass viele Städte und Gemeinden trotz steigender Aufgaben und Erwartungen immer weniger Spielräume für freiwillige Leistungen haben: Besonders die steigenden Sozialausgaben und gestiegene Zinskosten engen die finanziellen Möglichkeiten ein. Kommunen sehen sich zunehmend gezwungen, auf Investitionen in Schulen, Infrastruktur und Klimaschutz zu verzichten, um die Haushalte auszugleichen. Experten mahnen pragmatische Lösungen an, um einen Investitionsstau und langfristige Schäden für die Lebensqualität zu verhindern (Quelle: Der Spiegel).

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, dass kommunale Spitzenverbände gegenüber der Bundesregierung nochmals auf die prekäre Lage hinweisen: Insbesondere für strukturschwache Regionen wächst der Druck, da weniger Einnahmen mit höheren Ausgaben zusammentreffen. Neben der Forderung nach finanziellen Hilfen werden auch Vorschläge diskutiert, wie Aufgabenabbau oder die Konzentration begrenzter Mittel auf zukunftsträchtige Felder aussehen könnten. Der Bund wird aufgefordert, seine Unterstützungsprogramme zu überarbeiten und zu verstetigen (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung).

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