Himmelsstürmerinnen – Frauen erobern die Alpen

Mainz – Sie wollten einfach nur die Felsen fühlen – und wurden dabei zu Pionierinnen in einer Welt, die sie kaum wahrnahm. Die Doku „Pionierinnen am Berg“ von Lisa Röösli erzählt die Geschichten von Bergsteigerinnen und Kletterinnen, die ihre Leidenschaft fernab des Rampenlichts gegen viele Widerstände auslebten. Der Fokus liegt nicht auf klassischen Gleichstellungsdebatten, sondern auf Frauen, die Berge geliebt haben – und dafür bis heute Maßstäbe setzen. 3sat zeigt den Film am Mittwoch, den 26. November, um 20:15 Uhr erstmals. Anschließend steht er in der 3sat-Mediathek bereit.

heute 15:56 Uhr | 15 mal gelesen

Persönliche Gipfelgeschichten aus der Schweiz Nina Caprez hat das Face des Schweizer Klettersports geprägt – auf ganz eigene, kompromisslose Weise. Wer hätte früher geglaubt, dass eine Frau nach der Geburt ihres Kindes kaum Pause macht und wieder in den Fels einsteigt? Für Caprez, inzwischen zweifache Mutter, sind Kletterpartner und Familie kein Widerspruch. Im Film begegnen wir noch zwei weiteren Pionierinnen aus den Schweizer Bergen: Nicole Niquille, die 1986 endlich das Bergführerinnen-Patent bekam – als allererste Frau hierzulande – und Rita Christen, die heute als Präsidentin den Schweizer Bergführerverband anführt. Ein Klub, in dem Frauen noch immer fast schon Exotenstatus haben: 97 Prozent Männer. Mehr als ein Rückblick, irgendwie ganz Gegenwart Die Doku streift eine Epoche, in der Frauen in den Alpen eher belächelt, höchstens geduldet, oft aber einfach ignoriert wurden. Der Schweizer Alpenclub, weltweit wohl einzigartig engstirnig, war für Frauen bis 1980 tabu. Dabei hatte die Schweiz da schon seit neun Jahren Frauenwahlrecht, was die Absurdität wohl auf den Punkt bringt. Doch „Pionierinnen am Berg“ verkneift sich jede Larmoyanz: Es ist in erster Linie ein zutiefst persönlicher Film – über Sehnsucht, Leidenschaft und den Berg als Zufluchts-​ und Möglichkeitsraum. Sie gingen einfach los, ohne Erlaubnis, ohne große Worte. Heute zeigen die Spuren dieser Frauen anderen, dass der höchste Gipfel manchmal auch in sich selbst liegt. Presse-Anfragen an Annette Reichert (ZDF-Kommunikation) per Mail: reichert.a@zdf.de. Weitere Info, Bilder oder Materialien zu Sendung und Sendeplatz finden sich etwa im 3sat-Pressetreff und bei ZDF-Kommunikation.

Frauen im Alpinismus haben lange gegen Barrieren kämpfen müssen – häufig leise, unauffällig und doch wirksam. Dokus wie 'Pionierinnen am Berg' holen ihre Geschichten nun endlich ans Licht und zeigen, dass der Aufstieg nicht nur in den Bergen, sondern auch im Alltag stattfindet; immer wieder zeigt sich dabei, wie wichtige gesellschaftliche Umbrüche weit hinter persönlichen Visionen hinterherhinken. Betrachtet man aktuelle Entwicklungen, so wird deutlich, dass Frauen enorme Anteile in den heutigen Klettersportgemeinden stellen, aber die gläserne Decke in offiziellen Ämtern – zum Beispiel als Bergführerinnen – weiterhin hartnäckig bleibt; dennoch gewinnt der Diskurs Sichtbarkeit und Vorbilder wie Caprez, Niquille und Christen inspirieren eine neue Generation. Das mediale Interesse am Thema „Frauen am Berg“ wächst – jüngst berichteten Medien etwa über den zunehmenden Anteil weiblicher Expeditions-Bergsteigerinnen, Initiativen, die Mädchen ermutigen, an Outdoor-Sportarten teilzunehmen, und das Bemühen alpiner Verbände um mehr Diversität. Trotzdem sind strukturelle Hürden – etwa bei der Anerkennung weiblicher Qualifikationen oder in der Vereinbarkeit von Familie und Extremsport – noch immer ein großes Thema, worüber in Foren und Fachmagazinen aktuell debattiert wird. Interessanterweise wird in den letzten Tagen erneut über historische Vorbilder gesprochen, auch im Hinblick auf neue Expeditionen, die ganz bewusst weiblich besetzt werden. Dies deutet darauf hin, dass das beständige Klettern gegen Vorurteile zwar Spuren hinterlässt, aber der Gipfel der Gleichberechtigung im Alpinismus längst nicht erreicht ist.

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