Es passiert nicht alle Tage, dass Nachwuchskünstlerinnen der Musiktheaterszene den Finger so sehr am Puls der Zeit haben: "Schwarzes Licht" von Juta Pranulyté (Text: Bahzad Sulaiman), "Le coq est mort" von Fojan Gharibnejad und "Ernas Irrinnerungen" von Ármin Cservenák (Text: Silvan Rechsteiner) – so ungewöhnlich die Titel, so vielfältig zerbrechen sich hier Erfahrungen. Die Themen reichen von verlorener Zugehörigkeit über absurdes Kinderspiel bis zu den verschwindenden Erinnerungen eines Lebensabends.
Der Ursprung dieser drei Miniaturen: Ein Stipendienprojekt, bei dem die Deutsche Bank Stiftung 15 Teilnehmenden der Akademie Musiktheater heute vor zwei Jahren das weite Oberthema "Abbruch, Aufbruch, Einbruch" als künstlerische Herausforderung stellte. Daraus sind nicht nur Musik und Text entstanden – auch Bühnenbild, Inszenierung und Kostüme spiegeln das Ringen mit Brüchen, Übergängen, Auflösungen.
Jedes Team schlug einen eigenen Weg ein. Bei "Schwarzes Licht“ etwa geht es um rastlose Suche nach Zugehörigkeit – Sehnsucht, die wie ein Schatten haften bleibt. "Le coq est mort" mutiert ein bekanntes Kinderlied auf sehr eigenwillige Weise und mischt Fröhlichkeit mit handfest makabrem Humor – das Ganze spielt mit oft absurden Übersetzungsfehlern und Koch-Rezepten, als steckten politische Botschaften irgendwo zwischen dem Suppentopf. Ganz anders dann „Ernas Irrinnerungen“, in denen Liebe, Lebensende und Erinnerungsfetzen aufblitzen, während Erna und Enkelin Daria sich der letzten, wohl schwersten Frage stellen: Was bleibt von uns – und was machen wir aus der Zeit, die bleibt?
Zur Premiere am 24. Oktober 2025 im Frankfurt LAB (Schmidtstraße 12) werden geladene Gäste und Pressevertreter erwartet – ein Livestream ist später via YouTube über den Kanal der Deutsche Bank Stiftung frei verfügbar. Infos gibt’s auch direkt auf der Website der Akademie Musiktheater heute (https://festakt2025.akademie-musiktheater-heute.de).
Die Akademie Musiktheater heute (AMH), das Leadership-Programm der Deutsche Bank Stiftung, fördert seit Jahren junge Talente aus verschiedenen Musiktheatersparten und regt interdisziplinäre Zusammenarbeit an. Für das Festival 2025 entwickelten insgesamt 15 Stipendiatinnen und Stipendiaten gemeinsam mit den Kooperationspartnern Ensemble Modern sowie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt drei Mini-Opern, die sich auf kreative und teils sehr persönliche Weise gesellschaftlichen Wandlungsprozessen widmen. Thematischer Hintergrund sind hochaktuelle Fragen nach Identität, Wandel und Teilhabe; die Stücke greifen die Herausforderungen einer pluralistischen Gesellschaft auf und setzen sich etwa mit Migration, dem demografischen Wandel oder auch dem Erhalt von Erinnerungen auf künstlerisch originelle Weise auseinander.
Laut aktueller Berichterstattung aus der deutschen Kulturlandschaft werden Musik- und Theaterprojekte, die gesellschaftliche Brüche ins Zentrum rücken, zunehmend als wichtiger Resonanzraum für politischen Diskurs gesehen. Nicht nur klassische Feuilletons, auch Online-Magazine und Kulturblogs greifen ähnliche Themen auf: So wird zum Beispiel auf www.faz.net die Rolle junger Komponistinnen im gesellschaftlichen Dialog hervorgehoben, während www.sueddeutsche.de über die Bedeutung von Experiment und Risikobereitschaft in zeitgenössischem Musiktheater reflektiert. Auf www.deutschland.de wurde kürzlich die verstärkte Einbindung von Hochschulen und Ensembles in partizipative Projekte als ein zukunftsweisendes Modell für die Musiktheaterlandschaft vorgestellt.