Lufthansa und Air France-KLM sehen sich durch ungleichen Wettbewerb bedroht

Die Vorstände von Lufthansa und Air France-KLM, Carsten Spohr und Benjamin Smith, schlagen Alarm: Die Konkurrenzbedingungen in der europäischen Luftfahrt seien höchst unfair.

heute 13:45 Uhr | 49 mal gelesen

Es brodelt heftig hinter den Kulissen der europäischen Luftfahrt – zumindest wenn man Carsten Spohr und Benjamin Smith zuhört. Letztere geben sich wenig zurückhaltend, was ihren Frust über den gegenwärtigen Wettbewerb betrifft: Während Fluglinien aus Übersee, etwa aus Qatar oder der Türkei, anscheinend weit flexibler agieren dürfen, kämpfen europäische Unternehmen mit allerlei Vorschriften und Steuern. Smith äußerte gegenüber deutschen und französischen Wirtschaftsjournalisten, dass Gesellschaften wie Qatar Airways keinerlei relevante Einschränkungen unterlägen und dadurch in Europa praktisch freie Fahrt hätten. Besonders das Open-Sky-Abkommen zwischen der EU und Qatar wird harsch kritisiert: Es schaffe ein 'beispielloses' Ungleichgewicht, das europäischen Airlines Marktanteile koste. Spohr erinnerte sogar daran, dass früher mehr Direktflüge aus Mitteleuropa nach Asien existiert hätten als heute – mittlerweile würden immer häufiger staatlich subventionierte Knotenpunkte außerhalb Europas den Ton angeben. Ermittlungen rund um die fragwürdige Entstehung des Abkommens und Vorwürfe möglicher Korruption lassen das Misstrauen weiter wachsen. Neben Qatar Airways geraten auch Turkish Airlines und andere Airlines vom Golf ins Visier der Kritik: Sie führen Passagiere absichtlich über ihre eigenen Drehkreuze, statt für neue Nachfrage zu sorgen – so verlieren Airlines wie Lufthansa und Air France-KLM die lukrativen Nonstop-Verbindungen. Smith schlägt deshalb eine Art Antidumping-Maßnahme an den EU-Grenzen vor, um Nachteile auszugleichen, während Spohr stattdessen eine Umwandlung der teuren Förderung von nachhaltigem Flugbenzin in eine Passagierabgabe vorschlägt. Als ob das alles nicht schon genügte, stört die europäischen Chefs, dass Airlines aus China weiterhin über Russland fliegen dürfen, während europäische Gesellschaften aus geopolitischen Gründen außen vor bleiben müssen. Spohr fordert ein entschiedenes europäisches Handeln, ähnlich hart wie die inzwischen geplanten Restriktionen aus den USA. Die Fronten sind, das lässt sich kaum anders sagen, verhärtet – und im Hintergrund schwingen Ängste um die Zukunft ganzer Wirtschaftszweige mit.

Die CEOs von Lufthansa und Air France-KLM beklagen eine drastische Benachteiligung europäischer Fluggesellschaften gegenüber außereuropäischen Konkurrenten, insbesondere aus Qatar und dem Nahen Osten. Zentraler Kritikpunkt ist das Open-Sky-Abkommen zwischen der EU und Qatar, das diesen Airlines fast uneingeschränkten Zugang zu europäischen Märkten ermöglicht, während europäische Gesellschaften unter strengeren Auflagen und teureren Vorschriften leiden. Hinzu kommen geopolitische Hürden, etwa das Überflugverbot über Russland für europäische Carrier, die verschärften Konkurrenzdruck aus Asien und dem Nahen Osten und die Forderung nach politischem Gegensteuern durch die EU – angefangen bei Anti-Dumping-Maßnahmen bis hin zu neuen Abgabemodellen zur Finanzierung nachhaltigen Fliegens. Laut Recherchen der „Zeit“ wächst der Druck auf Brüssel, einheitliche Wettbewerbsstandards zu schaffen, auch im Hinblick auf subventionierte Gesellschaften aus China. Die „FAZ“ berichtet über die Debatte, wie neue Klimavorgaben und der Kampf gegen wettbewerbsverzerrende Subventionen Hand in Hand gehen können. Das Handelsblatt betont außerdem, dass zahlreiche EU-Staaten unruhig werden, weil die heimischen Airlines durch diese Gemengelage ins Hintertreffen zu geraten drohen.

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