Mehr Entlassungen drohen: IG Metall-Chefin warnt vor Jobverlusten in der Industrie

Christiane Benner sieht düstere Zeiten für Beschäftigte im deutschen Industriesektor – vor allem in der Automobilbranche.

heute 06:57 Uhr | 23 mal gelesen

Wer hätte gedacht, dass der berühmte 'goldene Handschlag' – also großzügige Abfindungen beim Jobverlust – nur eine Zwischenetappe sein könnte? Christiane Benner, an der Spitze der IG Metall, malt ein eher düsteres Bild: Laut ihrer Einschätzung ist die Welle an betriebsbedingten Kündigungen erst am Anfang. Die Zahlen sprechen für sich: Allein im vergangenen Jahr verschwanden 50.000 Arbeitsplätze im deutschen Automobilbau, insgesamt hat die Industrie laut Benner in den letzten fünf Jahren mehrere Hunderttausend Stellen verloren. Besonders besorgniserregend – und zuweilen regelrecht bitter – findet sie, dass immer öfter auch junge Leute betroffen sind, die noch einen ganzen Arbeitsweg vor sich haben. Etwas desillusionierend formuliert: Selbst Ingenieure in ihren frühen Vierzigern sind vor plötzlicher Arbeitslosigkeit nicht sicher. Ein weiteres Problem sieht Benner in der gegenwärtigen Stimmung: Es wirkt fast, als würde man die Arbeitnehmer für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten allein verantwortlich machen. Zunehmend steht der Vorwurf im Raum, hohe Krankenstände seien weniger auf Überarbeitung als auf Unwillen zurückzuführen. Sogar die bekannten Sprichwörter von der durchs Dorf getriebenen Sau bekommen hier eine neue Bedeutung. Benner hält das für fatal – Angst und Schuldzuweisungen, so ihre Meinung, helfen niemandem, und schon gar nicht der Konjunktur auf die Sprünge.

Die Gewerkschaft IG Metall schlägt Alarm wegen des Arbeitsplatzabbaus in deutschen Industriebetrieben – vor allem junge Beschäftigte seien von Entlassungen betroffen und klassische Maßnahmen wie Vorruhestand greifen immer seltener. Christiane Benner betont, dass die Schuldzuweisungen gegenüber Arbeitnehmern bezüglich hoher Krankenstände das gesellschaftliche Klima zusätzlich vergiften und zur Lösung der Krise nicht beitragen. Neue Recherchen zeigen außerdem, dass die deutsche Automobilindustrie weiter im Umbruch ist: Der Strukturwandel zu Elektromobilität, internationale Konkurrenz und konjunkturelle Schwächen verschärfen den Druck auf die Belegschaften. Auch Tarifkonflikte rund um Klimaschutzmaßnahmen und Digitalisierung setzen traditionelle Arbeitsplätze zunehmend unter Druck, wie aus Berichten von der Süddeutschen Zeitung, der FAZ und Spiegel Online hervorgeht.

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