Was für ein seltsames Gefühl, direkt am ersten produktiven Tag einer neuen Regierung am Tisch zu sitzen – als Außenminister Wadephul sich am Montag äußerte, schwang zwischen den Zeilen auch eine gewisse Aufbruchsstimmung mit. "Dass ich Präsident Paz gleich so früh begegne, ist schon ein Ereignis", sagt Wadephul. Es ist nicht bloß Höflichkeit, sondern vermutlich auch die Hoffnung, dass diesmal wirklich Bewegung in Bolivien kommt. Viele Bolivianer sehnen sich nach Veränderung: tiefe Wirtschaftsflaute, permanentes Ringen um Stabilität – das lähmt ein Land, das eigentlich auf so viel mehr hoffen könnte. Paz will offenbar die Türen öffnen, den Blick nach außen wagen und Boliviens Schätze – darunter Lithium und Seltene Erden – für Partnerschaften auf Augenhöhe nutzbar machen. "Genau da wollen wir anknüpfen", betont Wadephul, und spielt damit unüberhörbar auf den deutschen Hunger nach nachhaltigen Rohstoffen an. Gerade Lithium ist für deutsche E-Autos Gold wert, um es mal flapsig zu sagen. Als Mercosur-Mitglied rückt Bolivien womöglich bald noch näher an Europa heran – das EU-Mercosur-Abkommen ist zumindest in Reichweite. "Das wäre wie ein zusätzlicher Antrieb für unser wirtschaftliches Miteinander", meint der Minister. Und doch: Noch steht alles am Anfang.
Wadephul zeigte beim Treffen mit Boliviens neuem Präsidenten Paz deutlichen Optimismus für einen politischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Er sieht in Boliviens Rohstoff-Reichtum, insbesondere beim Thema Lithium, zentrale Chancen sowohl für die Energiewende als auch die deutsch-bolivianische Kooperation. Was allerdings auffällt: Internationale Medien und Fachleute beobachten die politische Lage in Bolivien mit einer gesunden Portion Skepsis, nicht zuletzt wegen vergangener Instabilitäten. Wirtschaftsreformen und internationale Zusammenarbeit stehen also unter dem Druck, diesmal wirklich spürbare Verbesserungen zu liefern. Zudem berichtet die Deutsche Welle aktuell, dass die politische Landschaft in Südamerika weiterhin sehr dynamisch bleibt, was auch für internationale Investoren einiges an Unsicherheiten mit sich bringt. Ebenso hebt die taz hervor, dass soziale Spannungen in Bolivien immer wieder neue Herausforderungen schaffen könnten – besonders wenn wirtschaftliche Versprechen nicht schnell genug bei der Bevölkerung ankommen.