Manchmal klingt es fast charmant, wenn Politiker bekannte Ideen als neue Erkenntnisse verkaufen. Im Kern sagt Martin Werding, einer der sogenannten Wirtschaftsweisen, zu Bas' Vorschlag, das Rentenalter an die Beitragsjahre zu knüpfen: Es ist ein alter Wein in neuen Schläuchen. Er befürchtet, dass diese Änderung am Ende nur den gutverdienenden Facharbeitern – tendenziell eher Männern – früheren Ruhestand erlaubt, während Menschen mit weniger stabilen Erwerbsbiografien weiter durchs Raster fallen. Mal ehrlich, das erinnert stark an die viel diskutierte 'Rente mit 63', die ebenso vor allem einer privilegierten Gruppe zugutekommt. Hart arbeitende Menschen mit lückenhafter Erwerbskarriere, etwa durch Krankheit, blieben weiterhin benachteiligt. Und: Wer sich Bildung gönnt – etwa ein Studium –, riskiert künftig sogar, am Ende des Tages noch draufzuzahlen. Wirklich innovativ klingt das nicht. Es bleibt die Frage: Verpassen wir damit nicht gerade denen einen Dämpfer, die ohnehin schon weniger haben?
Werding hält Bas’ Vorschlag zur Flexibilisierung des Renteneintrittsalters für wenig wirksam und wenig durchdacht; er spart keine finanziellen Ressourcen, sondern öffnet ausgerechnet den ohnehin Privilegierten die Tür zum früheren Ruhestand. Die Kopplung des Rentenalters an Einzahlungsjahre könne grundsätzliche Probleme wie Erwerbsbiografien mit Brüchen oder krankheitsbedingte Auszeiten kaum auffangen – und setze indirekt Anreize gegen längere Bildungswege. In aktuellen Medienberichten diskutieren Experten weiter die langfristigen Herausforderungen der Rentenfinanzierung und fordern umfassende Reformen, etwa durch eine Stärkung der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge sowie stärkeren Fokus auf Gerechtigkeit zwischen den Generationen und Geschlechtern.