Praxisgebühr-Debatte: Kontroverse um Vorschlag von Streeck

Nach dem Vorschlag von Hendrik Streeck (CDU), erneut eine Selbstbeteiligung bei Arztbesuchen einzuführen, reagieren Interessenverbände unterschiedlich – von Befürwortung bis hin zu deutlicher Ablehnung.

heute 01:12 Uhr | 27 mal gelesen

Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbands, äußert sich in der Neuen Osnabrücker Zeitung kritisch zu einer möglichen Wiedereinführung der Praxisgebühr. Sie betont, strukturelle Herausforderungen im Gesundheitssystem ließen sich nicht durch höhere Zuzahlungen für Patienten oder neue Gebühren lösen. Ein aktuelles Problem seien die erheblich gestiegenen Kosten der Krankenhäuser, die dringend eine grundlegende Reform und Anpassung an die Bedürfnisse der Patienten erforderten. Stattdessen empfiehlt der Verband als kurzfristige Maßnahme, die Ausgaben an die tatsächlichen Einnahmen der Kassen zu binden, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Im Gegensatz dazu plädiert Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), für ein grundsätzliches Umdenken: Ohne neue Modelle zur Eigenbeteiligung oder Zuzahlungen könne die Finanzierung langfristig nicht gesichert werden. Zudem kritisiert er, dass Millionen Erwerbsfähige das System belasten, ohne etwas beizusteuern, und fordert deren stärkere Gegenfinanzierung, da diese Last nicht auf den Beitragszahlern liegen dürfe.

Der aktuelle Vorstoß zur Wiedereinführung einer Praxisgebühr spaltet wichtige Akteure im deutschen Gesundheitswesen. Während der GKV-Spitzenverband eine Reform der Klinikstrukturen und haushaltspolitische Maßnahmen fordert, sieht die KBV zusätzliche Eigenbeteiligungen als unvermeidlich an. Die Debatte verdeutlicht die angespannte finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung und die Notwendigkeit, eine faire und nachhaltige Finanzierung sicherzustellen. Im Zuge einer aktuellen Erhebung des Bundesgesundheitsministeriums stieg das Defizit der gesetzlichen Kassen 2023 erneut, was sowohl auf gestiegene Medikamentenpreise als auch auf altersbedingten Mehrbedarf in der Bevölkerung zurückgeführt wird. Die Politik diskutiert parallel zur Praxisgebühr auch über weitere Maßnahmen wie Einsparungen, Beitragsanpassungen und die Modernisierung der Versorgungsstrukturen, etwa durch eine digitale Infrastruktur und patientenzentrierte Versorgung. Aktuelle Medienberichte zeigen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz zusätzlicher Kosten stark von der sozialen Absicherung und nachvollziehbaren Verbesserungen im System abhängt.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. In einem ausführlichen Artikel diskutiert die Süddeutsche Zeitung den politischen Streit um die finanzielle Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung, beleuchtet Argumente für und gegen Zuzahlungen und Praxisgebühr und stellt fest, dass Reformvorschläge wie die Digitalisierung und Zentralisierung der medizinischen Versorgung im Mittelpunkt der aktuellen Debatte stehen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

2. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung analysiert die Hintergründe der finanziellen Schieflage der Krankenversicherung, beschreibt die tiefgreifenden Kostentreiber, insbesondere bei Kliniken und Arzneimitteln, und berichtet ausführlich über die jüngsten politischen Initiativen zur Begrenzung der Ausgaben und Einführung möglicher patientenseitiger Eigenbeteiligungen (Quelle: FAZ).

3. Der Spiegel thematisiert in einer aktuellen Reportage die Reaktionen von Patientenschutzorganisationen und Ärzten auf die Vorschläge zur Praxisgebühr, berichtet über Proteste und weist darauf hin, wie das Thema auch gesellschaftliche Fragen von Gerechtigkeit und Zugang zur Gesundheitsversorgung berührt (Quelle: Spiegel Online).

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