Laut eines Berichts der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", die sich auf einen internen Entwurf aus dem Ministerium beruft, ist am Mittwochabend ein Gesetzentwurf zur Abstimmung zwischen den Ressorts gegangen. Das zentrale Vorhaben: Menschen sollen vor dem Gang in die Klinik verpflichtend medizinisch einschätzen lassen, ob sie überhaupt ein Notfall sind – persönlich oder über das Telefon. Die Notaufnahmen bleiben zwar weiterhin ohne Termin offen, aber mit einer vorherigen Einschätzung über die Notrufnummer 116117 bekommen Patienten schneller Zugang, sofern sie diesen Nachweis vorlegen. Übrigens, das könnte manchen „Selbsteinweisern“ künftig mehr Geduld abverlangen.
Herzstück der Reform sind bundesweit geplante Integrierte Notfallzentren (INZ), die Tag und Nacht Patienten aufnehmen. Hier entscheidet das medizinische Team, ob man tatsächlich in der Notaufnahme landen soll, zur Kassenärztlichen Vereinigung „umgeleitet“ oder vielleicht doch in die normale Versorgung entlassen wird. Die Idee dahinter: Nur echte Notfälle belegen die wertvollen Kapazitäten der Notaufnahmen – ein Drittel der aktuellen Fälle gehört nämlich gar nicht dorthin, steht im Bericht.
Ebenfalls neu: Die Notrufnummern 112 und 116117 sollen digital technisch „verschaltet“ werden, damit Patienten direkt an die richtige Stelle geführt werden. Die jährliche Ersparnis? Bundesweit könnten 2,3 Milliarden Euro und mehr als eine Million Notdiensteinsätze eingespart werden, rechnet das Ministerium vor. Für die digitale Nachrüstung von Praxen, Kliniken und Rettungsdiensten gibt's jährlich 225 Millionen Euro obendrauf.
Außerdem interessant: Die Rettungsdienste sollen ihre Hilfeleistungen künftig als eigenständige medizinische Leistungen abrechnen, nicht mehr nur als bloßen „Fahrtservice“. Das dürfte so manchen Patienten finanziell entlasten – bislang werden teils mehrere Tausend Euro Eigenanteil pro Einsatz fällig. Der Kabinettsbeschluss ist offenbar für Anfang nächsten Jahres angepeilt.
Die geplante Notfallreform von Gesundheitsministerin Warken soll durch verpflichtende medizinische Ersteinschätzungen und die flächendeckende Einführung integrierter Notfallzentren (INZ) verhindern, dass zu viele Patienten die Notaufnahmen ohne echten Bedarf blockieren. Patienten, die insbesondere über die Notrufnummer 116117 vorab abgeklärt werden, könnten schneller behandelt werden und helfen gleichzeitig dabei, Ressourcen zu schonen – volkswirtschaftlich mit Einsparungen von mehr als 2,3 Milliarden Euro pro Jahr. Zusätzlich profitieren die Patienten von geringeren Eigenanteilen bei Rettungseinsätzen und einer insgesamt effizienteren, digital unterstützten Notfallversorgung. | Update: Nach weiteren Recherchen berichten taz.de, FAZ.net und tagesschau.de übereinstimmend, dass insbesondere Hausärzte und Notaufnahmen eine spürbare Entlastung erwarten, während Gewerkschaften und Patientenvertretungen auf mögliche Versorgungsengpässe bei Übergangsregelungen hinweisen. Die Digitalisierung der Notfallversorgung und die Vernetzung der Notrufnummern wird von Experten als Hauptfaktor für die erhoffte Effizienzsteigerung und Patientensicherheit betrachtet. Kritisch wird jedoch angemerkt, dass der Erfolg der Reform maßgeblich davon abhängt, wie gut die kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenhäuser zusammenarbeiten und wie das Personal für die dringend benötigten Ersteinschätzungen geschult wird.