Streeck fordert einheitliches Warnsystem gegen neue Drogen in Deutschland

Hendrik Streeck, der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, plädiert für ein bundesweites Frühwarnsystem, damit neuartige, gefährliche Substanzen frühzeitig erkannt werden.

heute 07:38 Uhr | 20 mal gelesen

„Was fehlt, ist eine zentrale Stelle, die neue Drogen und deren Gefahren schnell erfasst und an alle relevanten Stellen weiterleitet“, erklärt Streeck im Interview mit der Funke-Mediengruppe (Ausgabe vom Donnerstag). Die aktuelle Reaktionsgeschwindigkeit reicht ihm nicht: „Sobald eine neue Substanz auf dem Markt auftaucht, muss das in Echtzeit kommuniziert werden – an Polizei, Suchthilfe, Sanitäter und auch an die Leute selbst.“ Die Hintergründe? Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Drogentoten zwar insgesamt leicht gesunken, aber bei den Menschen unter 30 geht sie um 14 Prozent nach oben. Streeck betont: „Die Statistik spiegelt nur einen kleinen Teil der Realität wider.“ Und: „Wir haben 2023 die zweithöchste Zahl an Drogentoten überhaupt gehabt. Mit gesunkenen Werten ist da nichts wirklich gewonnen, jeder einzelne Fall ist zu viel.“ In Berlin läuft derzeit ein Pilotversuch: Daten aus Suchthilfestellen, sogenannten Drug-Checking-Programmen und den Rettungsdiensten werden zusammengeführt. „Die Akteure ziehen endlich an einem Strang, und wir bekommen schnell mit, was da draußen im Umlauf ist“, so Streeck. In der Hauptstadt klappt das – jetzt soll das ganze Land profitieren. Die Entwicklung eines bundesweiten Monitorings liegt beim Institut für Therapieforschung (IFT) in München. „Ein Anfang ist gemacht“, sagt Streeck, „aber jetzt müssen Bund und Länder Ernst machen und das System dauerhaft aufstellen.“ Sein Ziel: ein Frühwarnsystem, das bundesweite Beamtenstuben und Hilfsangebote verknüpft, damit neue Trends nicht zur tödlichen Überraschung werden.

Die Forderung nach einem deutschlandweiten Frühwarnsystem für neue, gefährliche Drogen gewinnt an Dringlichkeit, denn Zahlen und Trends sorgen für Verunsicherung: Insbesondere die Zunahme der Drogentoten unter 30 Jahren beunruhigt Experten wie Hendrik Streeck und belegt die Notwendigkeit schneller, gebündelter Information. Das Projekt in Berlin zeigt, wie nützlich die Verknüpfung von Drug-Checking und kooperativem Austausch unterschiedlicher Institutionen ist – Ansätze dazu gibt es bereits, doch auf Bundesebene muss noch viel passieren. Expertinnen und Experten fordern zudem, europaweit besser zu kooperieren, da sich viele Substanzen über den internationalen Schwarzmarkt rasch verbreiten; währenddessen berichten Medien aktuell von der Zunahme synthetischer Drogen, die oft potenter und gefährlicher sind als bekannte Substanzen. Laut „FAZ“ diskutieren Politiker derzeit über die Ressourcen von Suchthilfe und Polizei für ein besseres Monitoring (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung), während die „taz“ auf strukturelle Defizite und Datenschutzprobleme bei Drug-Checking-Angeboten hinweist (Quelle: taz). Zukunftsfähig sei laut DW.de vor allem eine Verzahnung mit Präventionsarbeit und laufender Anpassung an neue Entwicklungen im Drogenmarkt (Quelle: DW). Weiterführende Hinweise: Eine aktuelle Recherche im Netz zeigt, dass auch in anderen europäischen Ländern die Debatte um neue synthetische Drogen Fahrt aufnimmt. Einiges spricht dafür, dass digitale Infrastruktur und Kooperation zwischen Behörden und NGOs noch deutlich ausgebaut werden müssen, um tatsächlich frühzeitig wirken zu können.

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