Politiker warnen vor dm-Versand von Arzneimitteln aus Tschechien

dm plant, noch in diesem Jahr rezeptfreie Medikamente nach Deutschland zu verschicken – nicht aus Deutschland, sondern von einer eigens in Tschechien gegründeten Apotheke.

heute 04:02 Uhr | 30 mal gelesen

Ein Sprecher von dm hat den Start des Versandhandels rezeptfreier Arzneimittel gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland offen bestätigt. Das wirkt auf die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und auf Gesundheitsexperten wie ein Alarmsignal. CDU-Gesundheitspolitikerin Simone Borchardt äußerte entschiedene Bedenken, gerade weil auch frei verkäufliche Medikamente Risiken bergen können und konsequente pharmazeutische Beratung erfordern. Sie sieht die Verantwortung eindeutig in den Händen von Fachleuten vor Ort und lehnt den Verkauf über Online-Warenkörbe ab. Schon jetzt sorgt das Vorgehen von dm in Bor, einem kleinen Ort in Tschechien, für Ärger – denn dort wurde extra eine Apotheke gegründet und dieser Weg wird von Borchardt als 'gezieltes Ausnutzen eines Schlupflochs' bezeichnet. Sie fordert, das Fremdbesitzverbot zu schützen und warnt vor dem Aushöhlen des deutschen Apothekensystems. Auch Grünen-Sprecher Janosch Dahmen betont, Arzneimittel dürften nicht als normales Konsumgut betrachtet werden und sollten nicht über Umwege in die deutschen Warenkörbe gelangen. Die großen Versandapotheken wie Shop Apotheke oder Doc Morris verfahren nicht unähnlich, sie liefern über Länder wie die Niederlande – und das sorgt aus Sicht der ABDA ebenfalls für Wettbewerbsverzerrungen. Deren Präsident Thomas Preis meint: Deutsche Apotheken stehen für Verantwortung, Notdienste, Beratung und Steuerehrlichkeit – im Ernstfall zähle ein belastbares Apothekennetz. Muss man wohl mal drüber nachdenken: Billiger und bequemer, ja – aber zu welchem Preis für das System?

dm möchte seinen Kunden noch in diesem Jahr rezeptfreie Medikamente anbieten – allerdings kommt die Ware dann über eine tschechische Apotheke nach Deutschland. Kritiker aus der Politik und von der ABDA befürchten eine Erosion bewährter Apothekenstandards, wenn pharmazeutische Beratung und Verantwortung zunehmend im Zuge solcher Geschäftsmodelle verloren gehen. Interessanter Zusatz: Laut aktuellen Berichten auf dw.com fordert auch der deutsche Apothekenverband, rechtliche Schlupflöcher zu schließen, um das heimische Versorgungssystem nicht durch ausländische Online-Konkurrenz auszuhöhlen. Die Diskussion um Arzneimittelversand und die Sicherung der Vor-Ort-Apotheken wird derzeit auch im Lichte von Lieferengpässen, wachsendem Fachkräftemangel und steigenden Energiepreisen geführt. Die Frage bleibt: Wie lassen sich Verbraucherschutz und moderne Geschäftskonzepte sinnvoll miteinander verbinden, ohne dass wichtige Standards verloren gehen?

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