Premiere: Gespräche über die DDR-Armee – Zeitzeugenberichte und Kontroversen im Umbruch

Kaum ein Jahr verging zwischen dem Eingreifen der NVA gegen Protestierende in Dresden und dem Zerfall der DDR. Was damals hinter verschlossenen Türen geschah, wurde in Interviews mit Leitfiguren der DDR dokumentiert – jetzt liegen diese Gespräche endlich erstmals offen vor.

10.10.25 11:56 Uhr | 48 mal gelesen

Vor gut zwei Jahrzehnten, als das Echo der friedlichen Revolution noch in manchen Köpfen widerhallte, sammelten Militärhistoriker des damaligen Militärgeschichtlichen Forschungsamts Gespräche mit hochrangigen politischen und militärischen Protagonisten der DDR. Diese Interviews beleuchten nicht nur Verwaltungsstrukturen und Entscheidungsabläufe – nein, sie gehen tiefer: Sie zeigen, wie individuell Ambivalenz und Unsicherheit am Systemende erlebt wurden. Die Akteure sprechen über Ängste, Stolz, aber auch die bitteren Seiten von Veränderungen sowie überraschende Brüche in ihrer Biografie. Das Projekt ins Leben gerufen haben Oberst a.D. Dr. Hans Ehlert und Dr. Rüdiger Wenzke. Die nun publizierten Zeitzeichen, aufgenommen zwischen 1998 und 2005, erscheinen zum 35. Jubiläum des Mauerfalls. Hinter dem Buch stehen unter anderem Dr. Jörg Echternkamp, Professor in Halle und Forscher am ZMSBw, sowie Oberstleutnant Dr. Klaus Storkmann, ein Name, den man in der wissenschaftlichen DDR-Militärgeschichts-Community kennt. Interessierte finden weiterführende Infos zum Buch über das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Wer Fragen hat, wendet sich an Oberstleutnant Michael Gutzeit – der kennt sich aus.

Das Buch 'Vom Verschwinden der NVA: Zeitzeugengespräche zu Übergangszeiten' bringt erstmals Stimmen führender DDR-Entscheidungsträger aus der Wendezeit ans Licht. Es sind rare Zeugnisse darüber, wie sich Unsicherheit, politische Zerrissenheit und persönliche Motive im Herbst 1989 in Worten und Gesten fanden. Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen räumen mit Mythen auf und eröffnen differenzierte Perspektiven auf ein hochumstrittenes Kapitel militärischer Geschichte. Das Thema Militärgeschichte der DDR erfährt in jüngeren Publikationen und Medienberichten verstärkte Aufmerksamkeit: So wird etwa in einem aktuellen Artikel der ZEIT hervorgehoben, wie die Deutungskämpfe der Wendezeit bis heute in Familien und Forschung nachhallen. Gleichzeitig beleuchten Medien wie die Süddeutsche Zeitung, dass Erinnerungen an die NVA vielfach mit Unsicherheiten, Tabus und persönlichen Brüchen verbunden sind. Zudem diskutieren Fachmagazine, wie militärische und politische Traumata der Wendezeit mittlerweile auch im Unterricht und politischer Bildung eine neue Rolle spielen.

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